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Emotionen: Ein Placebo gegen Herzschmerz

Scheinmedikamente helfen nicht nur gegen kör­perliche, sondern auch gegen emotionale Schmerzen, wie sie beispielsweise bei Liebeskummer auftreten. Das berichtet ein Team um Tor Wager von der University of Colorado in Boulder. Die Neurowissenschaftler baten Versuchspersonen, die sich kurz zuvor von ihrem Freund oder ihrer Freundin getrennt hatten, ein Foto von ihrer verflossenen Liebe mit ins Labor zu bringen und sich dann die schmerzliche Abschiedsszene im Hirnscanner erneut vor Augen zu führen. Anschließend bekamen die Teilnehmer einen ebenfalls schmerzhaften Hitzereiz am Unterarm verpasst. In beiden Fällen leuchteten ähnliche Hirn­regionen auf – was für sich genommen schon eine wichtige Botschaft für alle Menschen mit gebrochenem Herzen sei, meint Wager: "Wisse, dass dein Schmerz real ist – neurochemisch real."

Nach diesem ersten Durchlauf sprühten die Forscher allen Probanden eine Dosis Salzwasser in die Nase. Der einen Hälfte erzählten sie dabei, dass es sich um ein wirksames Mittel gegen emotionale Schmerzen handle, den anderen Versuchspersonen sagten sie schlicht die Wahrheit. Dann wiederholten sie den Scanvorgang.

Diejenigen, die das vermeintliche Anti-Liebeskummer-Nasenspray erhalten hatten, fühlten sich nun nicht nur wohler und hielten den Hitzereiz besser aus als die Vergleichsgruppe, ihr Gehirn reagierte auch anders, wie die Auswertung ergab. Insbesondere nahm die Aktivität im dorsolateralen präfrontalen Kortex zu, der an der Emotionsregulierung beteiligt ist und dessen Aktivität sich auf andere Areale auszuwirken schien. So stieg die Erregung in einer Mittelhirnregion, welche die Ausschüttung von Botenstoffen wie Dopamin und körpereigenen Schmerzmitteln steuert. Hatten die Forscher mit dem Nasenspray eine Erwartung geweckt, stimulierte das also offenbar ganz konkret die Produktion von Substanzen zur Schmerzunterdrückung. Und da das emotionale Leid im Gehirn dem körperlichen so ähnlich ist, wirkten die körpereigenen Schmerzmittel auch in diesem Fall.

Mit ihrer Studie wollen Wager und seine Kollegen primär verstehen, wie das Gehirn Emotionen verarbeitet, doch einen praktischen Nutzen könne man ebenfalls daraus ziehen: Wenn man nach einer bitteren Trennung glaube, dass etwas einem helfe, dann werde es das vermutlich auch tun.

  • Quelle
J. Neurosci. 37, S. 3621-3631, 2017

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