Alzheimer: Rätselhafte Immunität
In den 1980er Jahren startete ein ungewöhnliches Langzeitexperiment, das heute als die »Nonnenstudie« berühmt ist. Der Epidemiologe David A. Snowdon von der University of Kentucky wollte wissen, wie die Lebensweise das Risiko beeinflusst, später an Alzheimer zu erkranken. Dazu warb er eine besondere Versuchsgruppe an: 678 katholische Nonnen der Ordensgemeinschaft School Sisters of Notre Dame in Minnesota. Die Frauen waren zwischen 75 und 107 Jahre alt und nahmen an jährlichen Gedächtnis- und körperlichen Leistungstests teil. Die meisten von ihnen willigten außerdem ein, ihr Gehirn nach dem Tod der Wissenschaft zu Verfügung zu stellen. Die pathologischen Untersuchungen bewiesen, dass stark geschädigtes Hirngewebe nicht zwingend zum Niedergang geistiger Leistungen führt.
In 180 der entnommenen Denkorgane befanden sich reichlich jene Eiweißablagerungenalso Beta-Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen, die typisch bei Alzheimer sind und für den tödlichen Hirnabbau verantwortlich gemacht werden. Das Erstaunliche: Zwölf Prozent dieser geschädigten Gehirne gehörten Nonnen, die zu Lebzeiten überhaupt keine Symptome gehabt hatten, kognitiv also völlig gesund waren. Allerdings lebten die Ordensschwestern unter sehr konstanten Bedingungen, etwa in Bezug auf Ernährung und Schlafenszeiten, weshalb man sie nur eingeschränkt mit der restlichen Bevölkerung vergleichen kann. Aber auch in späteren Studien fielen Verstorbene aus der Normalbevölkerung auf, die aus rein neuropathologischer Sicht die Kriterien für eine Alzheimererkrankung erfüllten, bis zu ihrem Tod jedoch asymptomatisch waren.
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