Psychologie: Einladung zum Mogeln
Ein Psychologe, der im Rahmen eines Forschungsprojekts einen Probanden fragt, ob er – gelegentlich, unter gewissen Umständen – unehrlich sei, kann nicht mit einer ehrlichen Antwort rechnen. Das gilt bemerkenswerterweise auch dann, wenn die Befragung anonym und ohne jeden persönlichen Kontakt – zum Beispiel über das Internet – stattfindet. Es sind nämlich nicht in erster Linie die anderen, denen gegenüber der Mensch seine unfeine Einstellung nicht zugeben möchte, sondern er selbst.
Psychologen zu Versuchsanordnungen, die dem Probanden die direkte Konfrontation mit seinen wahren Motiven ersparen. Erst in der statistischen Auswertung treten sie wieder zu Tage, wenn auch nur gemittelt über das gesamte Kollektiv der Versuchspersonen und ohne die Möglichkeit, Rückschlüsse auf eine Einzelperson zu ziehen.
Um gleichwohl ein getreues Bild der menschlichen Seele zu gewinnen, greifen die Zum Beispiel bittet man den Probanden, unbeobachtet einen Würfel zu werfen und das Ergebnis aufzuschreiben. Am Ende bekommt er für jeden notierten Punkt einen Euro ausgezahlt, außer wenn es eine Sechs ist; die bringt nichts ein. Offensichtlich besteht die optimale Strategie für die Versuchsperson darin, eine Fünf aufzuschreiben, einerlei was der Würfel anzeigt. Das kommt zwar vor; aber die meisten Leute können einen so dreisten Betrug doch nicht mit ihrem Selbstbild vereinbaren. Deswegen liegt der Durchschnitt der notierten Punktzahlen (Sechs zählt als Null) in der Regel auch nur geringfügig über dem Wert 2,5, der bei ehrlichem Spiel zu erwarten wäre. ...
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben