Paläanthropologie: Eiszeitliche Gravuren
Mammute, Hirsche, Wisente, Nashörner, Vögel und Pferde – sowie als Besonderheit dralle Frauensilhouetten – schmücken die fast einen Kilometer lange und zwölf Meter hohe unterirdische Galerie. Doch die Hunderte von Zeichnungen sind nicht gemalt – eiszeitliche Graveure haben sie mit erstaunlich sicherer Strichführung in den Kalkstein geritzt. Letzten September entdeckte ein Amateurforscher den Bilderschatz in einer Höhle bei Cussac östlich von Bordeaux; doch erst nach neunmonatiger Auswertung durch Wissenschaftler wurde die Öffentlichkeit informiert. Wie Norbert Aujoulat vom französischen Centre National de la Préhistoire in Péri-gueux meint, zeichnen sich die Darstellungen durch große stilistische Einheit aus. Mit einem Alter von 22000 bis 28000 Jahren liegen sie zwischen denen der nur vierzig Kilometer entfernten Höhle von Lascaux, die vor 16000 Jahren entstanden, und den 32000 Jahre alten Malereien von Chauvet. Um das wertvolle Kulturgut zu schützen, wollen die Behörden die Höhle sperren und für die Öffentlichkeit eine maßstabsgetreue Nachbildung anfertigen lassen.
Aus: Spektrum der Wissenschaft 9 / 2001, Seite 26
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