Geruchsimplantate: Riechen dank elektronischer Nase
Einer der vielen überraschenden Aspekte der Covid-19-Pandemie ist die große Zahl von Menschen, die ihren Geruchssinn verloren haben. In den meisten Fällen dauert der Verlust nicht sehr lang, aber einige Betroffene riechen erst nach sechs Monaten oder später wieder etwas. »Etliche der Patienten werden sich gar nicht mehr erholen und Hilfe brauchen«, sagt Richard Costanzo, Physiologe an der Virginia Commonwealth University in Richmond.
Nicht riechen zu können, beeinträchtigt die Lebensqualität weit stärker, als man landläufig annimmt. Aromen sorgen für Geschmack und beeinflussen das Essverhalten. Flüchtige Stoffe können auch ein Warnsignal sein: Anosmiker, also Menschen, denen der Geruchssinn vollständig abhandengekommen ist, bemerken mitunter nicht, wenn in der Wohnung Gas austritt, es brennt oder Lebensmittel verderben. Manche werden sogar depressiv. Bereits vor der Pandemie war die Anosmie erstaunlich weit verbreitet: Schätzungen gehen von fünf Prozent der Weltbevölkerung aus. »Viren sind schon lange dafür bekannt, den Riechsinn auszuschalten«, sagt Costanzo. Schädeltraumata und das Alter sind weitere mögliche Ursachen.
Und leider kann man bisher wenig dagegen ausrichten. Ein spezielles Riechtraining kann in manchen Fällen helfen. Aktuell wird auch untersucht, ob sich geschädigtes Gewebe in der Nase reparieren lässt. Eine kleine, aber wachsende Gruppe von Forscherinnen und Forschern verfolgt einen anderen Weg: Sie entwickeln Implantate, die die Nasenschleimhaut umgehen, das Gehirn elektrisch stimulieren und so die Riechfähigkeit wiederherstellen. Die Forschung dazu steht erst am Anfang, doch es gibt bereits ein Patent, einen Prototyp und eine Hand voll Vorstudien.
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