Ökologie: Entfesselte Erreger
Die Farm erstreckt sich entlang einer unbefestigten Straße, die sich durch Südafrikas zentrale Ebenen schlängelt. Hier, wo unter dem unermesslichen Himmel alles klein erscheint, treffe ich den Farmer Kobus Steenkamp. Er berichtet mir von einem Erlebnis, das er im Jahr 2010 hatte, kurz nachdem die Regenzeit vorbei war. Eines Morgens stellte er fest, dass etwas Schreckliches mit seinen Schafen geschehen war. »Ihre Hinterteile waren blutig«, erinnert er sich, »alle Muttertiere hatten ihre Föten verloren.« Es war der Albtraum eines jeden Viehzüchters: Unter den Tieren war das Rift-Tal-Fieber
(Rift Valley Fever, RVF) ausgebrochen – eine Virusinfektion, die von Stechmücken übertragen wird, bei Nutz- und Wildtieren Fehlgeburten verursacht und zudem auf den Menschen übertragbar ist. Binnen weniger Tage, nachdem Steenkamps Schafe erkrankt waren, hatten sich auch dutzende Menschen im Umkreis der Farm infiziert. Die meisten litten »nur« unter grippeähnlichen Symptomen, aber bei einigen entwickelte sich ein schweres hämorrhagisches Fieber ähnlich dem Ebolafieber.
Schon bald stellte sich heraus, dass die ganze Region betroffen war. Da die Überlebensrate bei infizierten Tieren nur etwa zehn Prozent beträgt und nahezu alle betroffenen Muttertiere eine Fehlgeburt erleiden, häuften sich auf den Weiden die aufgedunsenen Kadaver, bis das staatliche Veterinäramt sie einsammeln ließ, um sie zu verbrennen. Als es endlich gelang, den Ausbruch wieder unter Kontrolle zu bringen, waren fast 9000 Tiere und 25 Menschen gestorben. Die Viehwirtschaft des Landes lag am Boden, da Nachbarländer wie Simbabwe und Namibia die Einfuhr südafrikanischen Fleischs verboten hatten ...
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben