Biologie: Epigenetik bei Darwinfinken
Darwinfinken der Art Geospiza fortis, die in bewohnten Gebieten der Galapagosinseln leben, sind offenbar größer als ihre Artgenossen in der Wildnis – und das, obwohl nur zehn Kilometer die Lebensräume der Populationen trennen. Ein Forscherteam um Michael K. Skinner von der Washington State University hat in den Jahren 2008 bis 2016 etwa 800 der Tiere eingefangen und physische Merkmale erfasst. Demnach sind "urbane" Darwinfinken nicht nur fünf Prozent schwerer als ihre ländlichen Artgenossen, auch ihre Schnäbel sind einen halben Millimeter größer.
Die Wissenschaftler fanden jedoch keinen nennenswerten Unterschied in den DNA-Sequenzen der Populationen. Stattdessen hält es das Team für möglich, dass epigenetische Prägungen die Finken in der Zivilisation verändert haben. Zur Epigenetik zählen Biologen Funktionsänderungen von Genen, die nicht auf Mutationen der DNA-Sequenz beruhen, möglicherweise aber trotzdem vererbt werden. Sie gehen auf Umweltfaktoren zurück, beispielsweise die Ernährung.
Konkret untersuchten die Forscher eine bestimmte Form von chemischer Veränderung des Erbguts, die so genannte Methylierung. Sie zählt zu den bekanntesten epigenetischen Modifikationen. Bei ihr docken Methylgruppen an Nukleinbasen der DNA an. Wenn Erbgutsequenzen methyliert sind, können die dort befindlichen Gene unterdrückt oder auch aktiviert werden.
Tatsächlich stieß das Team um Skinner bei den urbanen Darwinfinken auf deutliche Unterschiede in der Methylierung. Sie könnten eine Erklärung für die Größe der urbanen Vögel sein, spekulieren die Forscher. Dafür spricht, dass sich die epigenetischen Veränderungen bei den Darwinfinken schnell verbreitet zu haben scheinen. Nennenswerte Siedlungen gibt es auf den Galapagosinseln erst seit gut 50 Jahren. Noch ist allerdings offen, wie die entdeckten DNA-Methylierungen die veränderten Körpermerkmale der Darwinfinken hervorbringen sollen.
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