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Mathematische Unterhaltungen: Ethische Aufrüstung durch Bakterien

Wird man ein besserer Mensch, weil man die richtigen Mikroben in seinem Darm beherbergt? Ein mathematisches Modell liefert tatsächlich Argumente für diese skurril erscheinende These.
Wird die frühe Sozialisation im Kindergarten möglicherweise durch den Austausch von Darmbakterien begünstigt?

Wie ist es zu erklären, dass Angehörige vieler Tier­arten einschließlich des Menschen bereitwillig Nachteile für sich selbst in Kauf nehmen, um einem Art­genossen einen Vorteil zu verschaffen? Die klassische Evolutionstheorie hat da ein Problem. Altruistisches Handeln hilft zwar der Gemeinschaft, wenn der Vorteil für den Begünstigten größer ist als der Nachteil für den Helfer, nicht aber dem Handelnden selbst. Eine erbliche Disposition zu solchem Verhalten müsste eigentlich aussterben. Denn die Träger dieses Merkmals mindern durch ihr Handeln ihre Fitness und damit die Zahl ihrer Nachkommen gegenüber denen, die stets nur ihren eigenen Vorteil suchen.

Die offensichtliche Tatsache, dass der Altruismus nicht ausgestorben ist, schreit also nach einer Erklärung. Prominent geworden ist die vom "egoistischen Gen": Die gute Tat trifft nur nahe Verwandte. Ein altruistisch Handelnder verhilft zwar nicht direkt seinen eigenen Genen zur Weiterverbreitung, sondern zum Beispiel denen seines Bruders. Die sind aber zur Hälfte mit seinen eigenen identisch. Altruismus aus Eigennutz betreiben also nicht die Indivi­duen selbst, sondern ihre Gene.

Tatsächlich finden sich Tiere, die ihre Wohltaten nach ihrer Verwandtschaft mit dem Begünstigten bemessen. Den Extremfall stellen die Staaten bildenden Insekten dar. Aber Altruismus ist weit über die eigene Familie hinaus zu beobachten ...

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Gehirn&Geist – Beziehungen: Wie sie prägen, wann sie stärken

Das Dossier widmet sich sozialen Beziehungen in all ihren Facetten: zwischen Partnern, Eltern und Kindern, Freunden oder in Gemeinschaften. Die Beiträge liefern wichtige, aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung. Sie verdeutlichen, wie heilsam und wichtig die Verbundenheit mit anderen ist, aber auch, wann sie schaden kann. So zeigt der Beitrag zum Thema Bindungsfähigkeit, dass die Erfahrungen der ersten Lebensjahre prägend sind. Doch Bindungsstile lassen sich ändern. Mit vernetzten Hirnscannern ergründen Mannheimer Forscherinnen und Forscher die Geheimnisse sozialer Interaktionen, die einiges über die Beziehung verraten. Das Hormon Oxytozin gilt als soziales Bindemittel. Ein reines Kuschelhormon ist es dennoch nicht. Auch Umarmungen spielen im Alltag vieler Menschen eine wichtige Rolle, aber erst jetzt beginnen Psychologen, dieses Verhalten zu verstehen.

Gehirn&Geist – Altruismus

Helfen Menschen einander, wenn sie sich in Lebensgefahr befinden – oder ist sich jeder selbst der Nächste? Neue Forschungsergebnisse belegen: Ausgerechnet bei tödlicher Gefahr verhalten sich Menschen meistens erstaunlich altruistisch. Außerdem im Heft: Die Schlafforschung interessiert seit Langem, wozu unser Gehirn komplexe Traumwelten erzeugt. Auch im Tierreich suchen sie nach Antworten: unter anderem bei Tintenfischen, Tauben und Spinnen. Bei vielen neuropsychiatrischen Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson und Huntington leidet der Geruchssinn als Erstes. Weshalb ist das so, und lässt sich das diagnostisch nutzen? Selbstverletzung erfüllte über die Jahrtausende hinweg wahrscheinlich verschiedenste Zwecke, vom Stressabbau bis hin zu religiösen Zwecken. Sexfilme sind online immer, überall und anonym abrufbar. Manche Konsumenten verlieren da die Kontrolle. Wie kann man diesen Süchtigen helfen?

Spektrum - Die Woche – Ist alles im Universum vorbestimmt?

  • Quellen

Leclercq, S. et al.: Low-Dose Penicillin in Early Life Induces Long-term Changes in Murine Gut Microbiota, Brain Cytokines and Behavior. In: Nature Communications 8:15062, 2017

Lewin-Epstein, O. et al.: Microbes Can Help Explain the Evolution of Host Altruism. In: Nature Communications 8:14040, 2017

Svoboda, E.: Can Microbes Encourage Altruism?. In: Quanta Ma­gazine, 29. Juni 2017

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