Evolution: Als es auf der Erde laut wurde
Wir halten es für selbstverständlich, dass nahezu jeder Lebensraum von den Lautäußerungen der Tiere erfüllt ist: von ergreifenden Walgesängen im Meer über die ausgelassenen Konzerte der Vögel, Frösche und Insekten im Wald bis hin zum tosenden Lärm des Menschen mitsamt seinen technischen Geräten in der Stadt. Doch während der längsten Zeit in der Geschichte unseres Planeten erklangen lediglich die akustischen Ereignisse der unbelebten Natur wie das Rauschen von Wellen, Wind und Regen, unterbrochen von einem gelegentlichen Donnerschlag.
Als Paläontologe versuche ich, die Lebensweise ausgestorbener Tiere zu ergründen: Wie bewegten sie sich fort, was fraßen sie oder welche Laute gaben sie möglicherweise von sich? Darüber hinaus konsultiert man mich als Berater bei Ausstellungen, Fernsehserien, Kinofilmen oder Computerspielen, wenn es um Animationen und Design von Lebewesen geht. Zu den häufigsten Herausforderungen, die ich im Rahmen solcher Projekte zu bewältigen habe, zählen Tierlaute. Ganz gleich, ob jemand längst ausgestorbene Flugsaurier für eine wissenschaftliche Untersuchung rekonstruiert oder ein Geschöpf für einen Kinokassenschlager entwirft: Geräusche sind von entscheidender Bedeutung, um vergangene oder imaginäre Welten zum Leben zu erwecken.
Jüngste Erkenntnisse zur Evolution von Schallphänomenen bei Tieren haben zu einem neuen Verständnis darüber geführt, wie die Geräuschkulisse des Lebens entstanden ist. Fossilien verraten uns, wann die grundlegenden Arten von Schallerzeugungs- und Schallwahrnehmungsstrukturen erstmals bei den Vorläufern heutiger Wirbelloser und Wirbeltiere auftraten. In einigen Fällen gelang es Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern durch geschicktes Modellieren sogar, die Laute jener urzeitlichen Tiere wiederaufleben zu lassen. Auch wenn zahlreiche Details noch unerforscht bleiben, können wir nun endlich das Puzzle der Lärmentstehung zusammensetzen …
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