ASTRONOMIE: Extrem langsamer Pulsar
Pulsare sind rotierende Neutronensterne, deren Magnetfeld-Symmetrieachse von der Rotationsachse abweicht. Sie senden einen Kegel elektromagnetischer Strahlung ins All – vor allem Radiowellen –, der sich zusammen mit ihnen ständig dreht. Objekte, die der Kegel überstreicht, empfangen regelmäßig wiederkehrende (pulsierende) Radiosignale.
Mit einer Dichte von einer Sonnenmasse pro 30-Kilometer-Kugel sind Pulsare extrem kompakt. Sie stellen so etwas wie gigantische Atomkerne dar. Typischerweise rotieren sie mehrere hundert Mal pro Sekunde und werden dabei allmählich langsamer. Man kennt auch Exemplare, die sich einmal alle paar Sekunden um sich selbst drehen. Der Pulsar 1E 161348-5055 jedoch rotiert einmal in 6,7 Stunden und bildet somit eine krasse Ausnahme. Er liegt inmitten des Supernova-Überrests RCW 103, rund 10 000 Lichtjahre von uns entfernt. Die Sternexplosion, aus der er hervorging, ereignete sich erst vor 2000 Jahren, das ist für astronomische Verhältnisse sehr wenig. Was den Pulsar in dieser kurzen Zeitspanne auf eine derart niedrige Drehgeschwindigkeit abbremste, war bislang unklar.
Astronomen um Nanda Rea von der Universität Amsterdam haben nun Daten der Nasa-Forschungssatelliten "Chandra", "Swift" und "NuSTAR" ausgewertet. Die Geräte auf diesen Satelliten, unter anderem Röntgenteleskope, zeichneten einen Röntgenausbruch des Pulsars im Juni 2016 auf. Die Messungen sprechen dafür, dass es sich bei dem Pulsar um einen Magnetar handelt, einen Neutronenstern mit extrem starkem Magnetfeld, billiardenmal stärker als das Erdmagnetfeld. Möglicherweise liegt hier die Erklärung, warum der Pulsar so langsam rotiert: Staubige Überreste der Supernova, aus der er hervorgegangen ist, könnten von dem Magnetfeld eingefangen werden und auf den Neutronenstern zurückstürzen, so dass er immer schwerer wird und seine Winkelgeschwindigkeit entsprechend abnimmt.
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