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Farbwahrnehmung: Im Auge des Betrachters

Das visuelle System unterscheidet sich überraschend stark von Mensch zu Mensch. Welche Auswirkungen hat das auf die individuelle Farbwahrnehmung?
Mensch verdeckt hinter einem Schirm in Regenbogenfarben

Das Foto, das die Schottin Caitlin Mc­Neill am 26. Februar 2015 in ihren Blog hochlud, war alles andere als spektakulär: eine unscharfe Handy-Aufnahme von einem gestreiften Kleid, der Hintergrund überbelichtet und kaum zu erkennen (siehe »Welche Farbe hat das Kleid?«). Und dennoch sollte das Bild in den sozialen Medien einen Tsunami auslösen, der in ­rasender Geschwindigkeit rund um den Globus schwappen würde. Binnen 24 Stunden zählte Twitter unter dem Hashtag #TheDress 4,4 Millionen Tweets. Auf dem Höhepunkt der Welle wurde McNeills Blogbeitrag mehr als 800 000-mal pro Minute aufgerufen. Tagelang diskutierte die Welt über ein Stück Stoff, genauer gesagt über seine Farbe.

Denn kurioserweise schieden sich hier die Geister: Einige beschrieben das Kleid auf dem Foto als blau mit schwarzen Querstreifen. Fast genauso viele waren sich dagegen sicher, es sei weiß-golden. In der Regel gehen wir davon aus, dass unsere Mitmenschen die Welt ähnlich sehen wie wir. Umso größer ist die Überraschung und die Verwirrung, wenn manche von ganz anderen Eindrücken berichten.

Dabei zeigen immer mehr Studien, wie sehr sich das visuelle System von Mensch zu Mensch unterscheidet. Das beginnt bei der Farbe von Iris und Netzhaut, dem Aufbau der Sehpigmente und der Verteilung der verschiedenen Lichtsinneszellen. Solche Faktoren beeinflussen maßgeblich, welche elektrischen Impulse die Netzhaut als Reaktion auf einen optischen Reiz erzeugt. Auch wie diese Signale weiterverarbeitet werden, ist vermutlich individuell verschieden. Doch was bedeutet das alles für die Farbwahrnehmung? ...

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  • Quellen

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