Festungsbau: Wo Ägypten endete
"Heil dir, Chakaure, unser Horus, der die Länder schützt, der seine Grenzen erweitert, der die Fremdländer unterwirft mittels seiner oberägyptischen Krone, der für seine Grenzen kämpft." Dieser rekonstruierte und nur auszugsweise wiedergegebene Hymnus an Chakaure beziehungsweise Sesostris III. (1837 – 1819 v. Chr.), einen König des Mittleren Reichs, benennt eine der wichtigsten Pflichten jedes Pharaos: den Schutz der Grenzen. Denn außerhalb davon regierte nach Ansicht der Ägypter das Chaos, während innerhalb der Grenzen Ausgewogenheit und Harmonie herrschten. Dieses mit dem Begriff "Ma’at" bezeichnete Ideal einer kosmischen Ordnung galt es zu sichern und durch Eroberungen in die Welt hinauszutragen.
In diesem Hymnus heißt Grenze "tasch", ein Begriff, der schon im Alten Reich (etwa 2543 – 2120 v. Chr.) gelegentlich benutzt wurde, ab dem Mittleren Reich (um 1980 – 1760 v. Chr.) jede Art von Menschen veränderbarer Begrenzungen bedeuten konnte, von der eines Ackers über die Grenzen einer Stadt oder eines Verwaltungsbezirks bis hin zu den Umrissen des gesamten Reichs. Im Unterschied dazu bezeichnete "dscheru" die gegebenen Begrenzungen der Welt und des Kosmos.
Insbesondere der Pharao wurde mitunter als "derjenige, der die Grenzen erweitert" charakterisiert. Denn der Staatsideologie gemäß war er "der König von Ober- und Unterägypten, den Amun gekrönt hat, damit er über all das herrsche, was die Sonnenscheibe umgibt". Diese Formel steht auf königlichen Monumenten seit dem Anfang des Neuen Reichs (1539 – 1077 v. Chr.) zu lesen, wurzelt aber zweifelsohne schon im Mittleren Reich.
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