Zoologie: Flexibler Fisch in Sachen Sex
So riesig das Great Barrier Reef vor der australischen Ostküste ist, herrscht in ihm dennoch Wohnungsnot: Es mangelt an großen Korallenstöcken, in denen Fische wie die Korallengrundel Gobiodon histrio paarweise brüten können. Für Jung-tiere ist es deshalb schwer, ein Heim und einen paarungswilligen Partner zu finden. Jean-Paul A. Hobbs von der Universität Townsville (Queensland) hat nun entdeckt, wie G. histrio diese Situation optimal meistert. Solange der Jungfisch allein ist und keine der größeren Korallen in Beschlag nehmen kann, bleibt er geschlechtsneutral und wartet in kleinen Stöcken auf seine Chance. Wenn dann eine der begehr-ten Brutstätten in der Nähe frei wird, besetzt er sie schleunigst. Außerdem muss er nun aber auch schnell einen Partner finden, damit ihm nicht etwa ein anderer Aspirant die Koralle streitig macht. Deshalb ist er nicht wählerisch, sondern gibt sich mit dem nächstbesten adulten Artgenossen zufrieden, der ihm unterkommt – gleich ob Männlein oder Weiblein. Er selbst nimmt dann praktischerweise einfach das jeweils andere Geschlecht an. Geschlechterwechsel bei adulten Fischen ist schon länger bekannt. Dass der Zeitpunkt der Reife und die Geschlechtsausprägung aber schon bei Jungfischen von sozialen Bedin-gungen abhängen, wurde noch nicht beobachtet. Möglicherweise existiert dieser Mechanismus bei vielen Riff-Fischen, die um Raum konkurrieren. (Proceedings of the National Academy of Science, im Druck)
Aus: Spektrum der Wissenschaft 11 / 2003, Seite 10
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH
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