Winters' Nachschlag: Flowerpower für die Liebe
Mit Pflanzenpsychologie das Herz der Angebeteten gewinnen? Nichts leichter als das.
Wieder einmal stand ich in der Buchhandlung und tat so, als läse ich G&G. Ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben, dass die reizende Buchhändlerin, die laut ihrem Anstecker den noch reizenderen Namen "Frau Rose" trug, mich irgendwann doch zur Kenntnis nehmen würde – und vielleicht sogar entdeckte, dass sie es mit einem prominenten Wissenschaftsautor zu tun hatte.
Als sie an mir vorbeilief, um ein Buch aus dem Lager zu holen, vertiefte ich mich schnell in die Seiten und blieb am Artikel "Forschers Blütenlese" (S. 50) hängen. Ich war elektrisiert! Männer sollten allein dadurch attraktiv auf Frauen wirken, dass sie sich in einem Raum mit Blumen befanden? Sofort erwachte mein eigener Forscherehrgeiz. In Sekundenschnelle entwarf ich vor meinem geistigen Auge ein Experiment, das nicht nur der Blumenwissenschaft wichtige Erkenntnisse bringen würde, sondern es mir en passant auch erlauben sollte, Fräulein Rose endlich näherzukommen.
Eilig wählte ich aus dem Sortiment der Buchhandlung eine geeignete Grußkarte aus, auf der zwar "Glückwunsch zum 70." stand, die aber dafür mit zarten Rosen bedruckt war. Ich zahlte, kritzelte eine Einladung zum Essen darauf und überreichte sie der Verkäuferin. Und siehe da: Nicolas Guéguen, der Autor des erwähnten Artikels, hatte Recht! Meine Probandin sagte amüsiert und ohne Umschweife zu. Schon am nächsten Abend betrat Fräulein Rose meine Wohnung. Und sofort stand ein verwunderter Ausdruck in ihrem Gesicht.
Ich hatte nichts dem Zufall überlassen. Nicht weniger als 14 verschiedene Blumensträuße erfüllten meine Behausung mit leuchtenden Farben und betörenden Düften. Die Blütenpracht hatte ein kleines Vermögen an Forschungsmitteln verschlungen, doch für ein nagelneues Oberhemd mit großflächigem Floralmuster hatte es noch gereicht. Dazu trug ich – trotz des energischen Einspruchs des Herrenausstatters – eine Krawatte mit Margeritenblüten. Abgerundet wurde meine äußere Erscheinung durch einen intensiven Duft nach Veilchen und Jasmin (ein Damenparfüm, schön blumig). Ich spürte sofort, dass die Testperson mich für etwas Besonderes hielt.
Jetzt galt es herauszufinden, ob die blühende Umgebung tatsächlich ihr Wohlbefinden und ihre Bereitschaft zu emotionaler Kontaktaufnahme steigern würde. Mein Gast wirkte zwar die ganze Zeit über etwas irritiert, lobte aber die kreative Menüfolge – als Hauptspeise servierte ich mit Nelken gespickten Braten an einer Variation aus Rosen- und Blumenkohl. Allerdings konnte ich nicht umhin zu bemerken, dass ihre anfangs noch anmutig geröteten Wangen im Lauf des Abends in einen leichten Purpurton übergingen, bis ihr Gesicht schließlich ganz fleckig und angeschwollen wirkte.
Die Hypothese, dass sich Blumen positiv auf die geistige Leistungsfähigkeit auswirken, konnte ich nicht bestätigen: Fräulein Rose wirkte zunehmend fahrig und unkonzentriert. Es tue ihr sehr leid, ließ mich meine Probandin mit erstickter Stimme wissen, als ich gerade die frittierten Fenchelblüten servieren wollte, aber sie müsse nun gehen, sie habe einen starken Anfall von Heuschnupfen. Dieser plage sie zwar für gewöhnlich erst im August, aber nun ja, ich wisse schon. Die Blumen.
Selbst mein Exkurs darüber, wie positiv sich Grünzeug im Zimmer auf die Genesung von stationären Patienten auswirkt, konnte sie nicht zum Bleiben bewegen. Versuche, die Datenerhebung an einem zweiten Termin fortzusetzen, scheiterten ebenfalls: Wann immer ich in den nächsten Tagen den Buchladen betrat, hatte Frau Rose laut ihren Kolleginnen "dringend" im Lager zu tun.
Doch noch ist das Experiment für die Wissenschaft nicht verloren. Denn die Verkäuferin im Blumenladen winkt mir in letzter Zeit auffallend freundlich zu, wenn ich vorbeilaufe. Ob es ihre Sympathie für mich erhöht haben könnte, dass ich heute bereits zum zweiten Mal innerhalb einer Woche 14 Blumensträuße gekauft habe? Ich werde es herausfinden: Morgen Abend kommt sie zum Essen.
Als sie an mir vorbeilief, um ein Buch aus dem Lager zu holen, vertiefte ich mich schnell in die Seiten und blieb am Artikel "Forschers Blütenlese" (S. 50) hängen. Ich war elektrisiert! Männer sollten allein dadurch attraktiv auf Frauen wirken, dass sie sich in einem Raum mit Blumen befanden? Sofort erwachte mein eigener Forscherehrgeiz. In Sekundenschnelle entwarf ich vor meinem geistigen Auge ein Experiment, das nicht nur der Blumenwissenschaft wichtige Erkenntnisse bringen würde, sondern es mir en passant auch erlauben sollte, Fräulein Rose endlich näherzukommen.
Eilig wählte ich aus dem Sortiment der Buchhandlung eine geeignete Grußkarte aus, auf der zwar "Glückwunsch zum 70." stand, die aber dafür mit zarten Rosen bedruckt war. Ich zahlte, kritzelte eine Einladung zum Essen darauf und überreichte sie der Verkäuferin. Und siehe da: Nicolas Guéguen, der Autor des erwähnten Artikels, hatte Recht! Meine Probandin sagte amüsiert und ohne Umschweife zu. Schon am nächsten Abend betrat Fräulein Rose meine Wohnung. Und sofort stand ein verwunderter Ausdruck in ihrem Gesicht.
Ich hatte nichts dem Zufall überlassen. Nicht weniger als 14 verschiedene Blumensträuße erfüllten meine Behausung mit leuchtenden Farben und betörenden Düften. Die Blütenpracht hatte ein kleines Vermögen an Forschungsmitteln verschlungen, doch für ein nagelneues Oberhemd mit großflächigem Floralmuster hatte es noch gereicht. Dazu trug ich – trotz des energischen Einspruchs des Herrenausstatters – eine Krawatte mit Margeritenblüten. Abgerundet wurde meine äußere Erscheinung durch einen intensiven Duft nach Veilchen und Jasmin (ein Damenparfüm, schön blumig). Ich spürte sofort, dass die Testperson mich für etwas Besonderes hielt.
Jetzt galt es herauszufinden, ob die blühende Umgebung tatsächlich ihr Wohlbefinden und ihre Bereitschaft zu emotionaler Kontaktaufnahme steigern würde. Mein Gast wirkte zwar die ganze Zeit über etwas irritiert, lobte aber die kreative Menüfolge – als Hauptspeise servierte ich mit Nelken gespickten Braten an einer Variation aus Rosen- und Blumenkohl. Allerdings konnte ich nicht umhin zu bemerken, dass ihre anfangs noch anmutig geröteten Wangen im Lauf des Abends in einen leichten Purpurton übergingen, bis ihr Gesicht schließlich ganz fleckig und angeschwollen wirkte.
Die Hypothese, dass sich Blumen positiv auf die geistige Leistungsfähigkeit auswirken, konnte ich nicht bestätigen: Fräulein Rose wirkte zunehmend fahrig und unkonzentriert. Es tue ihr sehr leid, ließ mich meine Probandin mit erstickter Stimme wissen, als ich gerade die frittierten Fenchelblüten servieren wollte, aber sie müsse nun gehen, sie habe einen starken Anfall von Heuschnupfen. Dieser plage sie zwar für gewöhnlich erst im August, aber nun ja, ich wisse schon. Die Blumen.
Selbst mein Exkurs darüber, wie positiv sich Grünzeug im Zimmer auf die Genesung von stationären Patienten auswirkt, konnte sie nicht zum Bleiben bewegen. Versuche, die Datenerhebung an einem zweiten Termin fortzusetzen, scheiterten ebenfalls: Wann immer ich in den nächsten Tagen den Buchladen betrat, hatte Frau Rose laut ihren Kolleginnen "dringend" im Lager zu tun.
Doch noch ist das Experiment für die Wissenschaft nicht verloren. Denn die Verkäuferin im Blumenladen winkt mir in letzter Zeit auffallend freundlich zu, wenn ich vorbeilaufe. Ob es ihre Sympathie für mich erhöht haben könnte, dass ich heute bereits zum zweiten Mal innerhalb einer Woche 14 Blumensträuße gekauft habe? Ich werde es herausfinden: Morgen Abend kommt sie zum Essen.
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