Materialwissenschaft: Flüssigkristalle enthüllen Quanten-Drehmoment
Nach den Regeln der Quantenphysik ist selbst der leere Raum von schwankenden elektromagnetischen Feldern erfüllt. Das demonstriert ein als Casimir-Effekt bezeichnetes Phänomen, bei dem zwei Metallplatten nahe beieinander positioniert sind. In dem Raum zwischen ihnen sind andere Quantenfluktuationen möglich als außerhalb, und dadurch entsteht eine Kraft, welche die Platten verschiebt. 1972 haben Theoretiker außerdem vorhergesagt, dass die Fluktuationen unter Umständen ebenso einen Dreheffekt erzeugen könnten, also ein Drehmoment. Das wäre in »optisch anisotropen« Materialien der Fall. Deren optische Eigenschaften hängen von der Richtung eines hindurchlaufenden Lichtstrahls ab. Forscher um David Somers von der University of Maryland haben dieses Casimir-Drehmoment nun mit Hilfe von Flüssigkristallen nachgewiesen. Die Entdeckung könnte bei der Entwicklung komplexer mechanischer Geräte im Mikro- und Nanometerbereich helfen.
Ursprünglich hat der Niederländer Hendrik Casimir 1948 den Effekt für zwei ideale Metallplatten theoretisch vorhergesagt. In den 1950er Jahren haben Physiker das Konzept auf reale Materialien übertragen, etwa auf konventionelle Metalle und als Dielektrika bezeichnete elektrische Isolatoren. Die Erklärung für den Casimir-Effekt basiert auf der Anzahl der möglichen Quanten- und Temperaturfluktuationen zwischen den Materialien. Innerhalb der Grenzen können weniger Schwankungen auftreten als außerhalb, daher entsteht netto eine geringe Kraft. Diese ist maximal anziehend, wenn die begrenzenden Objekte identisch sind, und wird kleiner – oder kann sogar abstoßend wirken –, wenn sich die Barrieren in ihren elektrischen Eigenschaften oder ihrer Form unterscheiden ...
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