Direkt zum Inhalt

Zoologie: Frosch zeigt lange Nase



Er hüpfte schon durch die Berge Süd-indiens, als die Dinosaurier noch die Erde beherrschten. Doch erst jetzt geriet er ins Blickfeld der Wissenschaft: der Nasenfrosch (Nasikabatrachus sahyadrensis), benannt nach seiner kuriosen, vorstehenden Schnauze. Und kaum entdeckt, machte er gleich Karriere als lebendes Fossil. Analysen seiner Erbsubstanz ergaben, dass er das einzige verbliebene Mitglied einer bisher unbekannten Froschfamilie ist, die sich schon vor ungefähr 130 Millionen Jahren von der Abstammungslinie trennte, zu der 96 Prozent der heute lebenden Froscharten gehören. Auch seine nächste Verwandtschaft, die Familie der Sooglossidae, ist nur auf zwei Seychellen-Inseln durch vier Arten vertreten. Nach Ansicht des indischen Herpetologen S.D. Biju und seines Kollegen Franky Bossuyt von der Freien Universität Brüssel, die den Nasenfrosch entdeckten, dürfte dessen Sonderstellung und die seiner Verwandten mit der Geschichte des indischen Subkontinents zusammenhängen. Dieser löste sich vor 130 Millionen Jahren vom Osten der Antarktis und driftete nach Norden, wobei sich Madagaskar und die Seychellen ablösten. Rund hundert Millionen Jahre lang bot die wandernde Landmasse somit ein isoliertes Labor für Sonderwege der Evolution.

(Nature, 16.10.2003, S. 711)

Aus: Spektrum der Wissenschaft 12 / 2003, Seite 10
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.