Galaktische Archäologie: Kosmische Fossilienjagd
In klaren, dunklen Nächten zieht sich ein blass schimmerndes Band über das Firmament – die Milchstraße. Auf sie richtete Galileo Galilei vor rund 400 Jahren als Erster ein Teleskop und entdeckte, dass sie sich aus tausenden Sternen zusammensetzt, die zu schwach sind, als dass man sie mit bloßem Auge einzeln wahrnehmen könnte. Drei weitere Jahrhunderte sollte es dauern, bis Astronomen erkannten, dass die Milchstraße nur eine von Milliarden von Galaxien im Universum ist.
Inzwischen wissen wir aber noch mehr: Die Milchstraße ist nicht in einem einzigen Prozess endgültig entstanden. Vielmehr hat sie sich mit der Zeit viele kleinere Sternsysteme einverleibt, wie Forschungsarbeiten kürzlich zeigten. Heute kennen wir mindestens 20 solche Zwerggalaxien, die das Milchstraßensystem umlaufen. Ihre Größe reicht von einem Millionstel bis zu einem Hundertstel unserer Galaxis. Wahrscheinlich gibt es sogar noch Dutzende weitere. Zudem stellen die Satellitengalaxien von heute vermutlich nur einen winzigen Bruchteil all jener, die jemals existiert haben. Die übrigen hat die Milchstraße bereits vor langer Zeit gravitativ angezogen und absorbiert. Dieser Prozess hat begonnen, als sie deutlich jünger und kleiner war als heute, und er dauert weiter an. So werden schließlich wohl auch diejenigen Satellitengalaxien, die es noch gibt, einmal verschlungen werden. Doch selbst lange nachdem sie sich aufgelöst haben, hinterlassen die Opfer der Schwerkraft ihre Spuren: schwache Sternbänder oder -ströme, die sich über den Himmel erstrecken.
Etwa seit der Jahrtausendwende wurden auf dem relativ jungen Forschungsgebiet der galaktischen Archäologie viele dieser Relikte entdeckt. Indem Astronomen solche Fossilien aus der Vergangenheit unserer Galaxis untersuchen, setzen sie deren Entwicklungsgeschichte Stück für Stück zusammen. Zugleich gewinnen sie dabei Erkenntnisse darüber, wie auch andere Spiralgalaxien entstehen und sich weiterentwickeln. ...
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