Direkt zum Inhalt

Galvanisieren im geschlossenen Kreislauf



Eine neuartige Membran aus verschiedenen Kunststoffen filtert Aluminium-Ionen aus dem Abwasser aus Galvanikbädern und ermöglicht so, das gereinigte Wasser wieder zu verwenden. Das Verfahren schont nicht nur die Umwelt, es wird ab 2001 im Bremer Airbuswerk auch Kosten in Millionenhöhe einsparen. Wissenschaftler des Unternehmens DaimlerChrysler in Ulm und der DASA in Bremen entwickelten diese Membran, die großindustriellen Einsatzbedingungen standhält: Bis zu 20 Kubikmeter Abwasser pro Tag von stark schwankender Zusammensetzung – beispielsweise ein pH-Wert von minus 1 bis plus 14 – soll sie drei bis vier Jahre lang filtern.

Dabei erfolgt die Abtrennung der Aluminium-Ionen rein mechanisch: Die Membranporen sind im Mittel einen Nanometer groß, Wassermoleküle können passieren, die hydratisierten, also mit einer Wasserhülle umgebenen Ionen sind hingegen zwei- bis zehnmal größer und werden zurückgehalten. Im Labor erwiesen sich bereits verfügbare Membranen mit solchen Nanoporen als ungeeignet für den geplanten Einsatz: Sie hätten nur wenige Stunden bis Tage den Betriebsbedingungen standgehalten. Die Lösung brachte die bis dahin ungebräuchliche Kombination hochvernetzter Polyamide und Polyvenylalkohole.

Anwendung wird die Membran zunächst in einer Anlage finden, die metergroße Aluminiumbauteile etwa für die Airbus-Außenfläche "beizt". Bei diesem Vorgang werden Legierungskomponenten wie Zink elektrochemisch aus der Oberfläche gelöst und statt dessen Aluminium aus dem Galvanisierungsbad eingebaut. Die Oberfläche korrodiert dann weniger und erhält zudem ein Mikrogefüge, das Schweißen oder Kleben erst möglich macht. Weil die Aluminium-Ionen im Bad verbleiben, muß ihre Konzentration nur einmal pro Woche anstatt täglich eingestellt werden.

Das Verfahren soll ab 2001 im Bremer Airbuswerk den Wasserbedarf von derzeit etwa 220 Kubikmeter pro Monat um voraussichtlich 90 Prozent senken. Das neuartige Recycling ermöglicht zudem, das Beizen mit nur zwei statt drei Bädern. Die Anlage läßt sich also kompakter und mit weniger Zuführungen bauen, was letztlich Kosten in Millionenhöhe spart.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 2 / 2000, Seite 87
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

Kennen Sie schon …

Spektrum Kompakt – Flüsse - Lebensadern der Landschaft

Flüsse sind mehr als nur Wasserstraßen. Sie sind dynamische, vernetzte Ökosysteme und Lebensadern der Landschaft. In unserer Ausgabe von Spektrum Kompakt beleuchten wir das faszinierende Wechselspiel zwischen Fließgewässern, Umweltfaktoren und Menschen.

Spektrum - Die Woche – Strom speichern mit Eisen, Natrium und Schwerkraft

Diesmal werfen wir einen Blick in die Zukunft: auf die Speicherung von Strom. Welche Technik kommt als Lösung für dieses Schlüsselproblem der Energiewende in Frage? Und wir werfen einen Blick zurückWas haben wir gelernt aus gut zwei Jahren Pandemie? Wir haben sechs Fachleute um Einschätzung gebeten.

Spektrum - Die Woche – Das Rätsel um die Atemwegsinfekte bei Kindern

Bald drei Jahre ist das Coronavirus in der Welt – und noch immer ist vieles unklar. Etwa ob schwere Atemwegsinfektionen bei Kindern damit in Zusammenhang stehen. In Berlin läuft derweil ein Pilotprojekt zum Abwassermonitoring, denn: »Nicht jeder geht zum PCR-Test, aber alle müssen zur Toilette.«

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.