Fortpflanzungsbiologie: Ganz der Vater
Nur noch 231 Zypressen der Art Cupressus dupreziana verteilen sich über die Wüste Tassili N’Ajjer in Algerien. Da wird der männliche Pollen fast nie mehr vom Wind zu einer weiblichen Samenanlage auf einem anderen Individuum übertragen. Der Fortbestand der Art scheint somit stark bedroht. Doch der Baum hat offenbar einen Ausweg gefunden, wie Christian Pichot vom Institut National de la Recherche Agronomique in Avignon und seine Kollegen jetzt entdeckten. Normalerweise entsteht aus der Verschmelzung des männlichen Pollens mit der weiblichen Eizelle, die jeweils nur einen einfachen Chromosomensatz enthalten, der diploide Embryo, der dann in der Samenanlage heranwächst. Bei C. dupreziana haben die Pollen jedoch bereits einen doppelten Chromosomensatz. Tatsächlich können sie sich auf der weiblichen Samenanlage einer verwandten Art von sich aus zu Embryonen entwickeln. Eine ungeschlechtliche Samenproduktion ist zwar bei Bedecktsamern nicht selten, allerdings entsteht hier der Embryo in der weiblichen Samenanlage aus einer unbefruchteten Eizelle. Bei Nacktsamern, zu denen die Zypressen gehören, war derlei bisher unbekannt – von einer ungeschlechtlichen Vermehrung über männliche Pollen ganz zu schweigen. (Nature, Bd. 412, S. 39)
Aus: Spektrum der Wissenschaft 9 / 2001, Seite 27
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