Gedächtnissport: Kopf schlägt Körper
Auf einem schlichten Regal im Schlafzimmer sammelt Johannes Mallow Pokale: große und kleine, goldene und silberne oder solche aus Kristall, bislang mehr als ein Dutzend. Daneben liegt ein Stapel Medaillen. Einige weitere Erinnerungen haben einen besonderen Platz auf einem kleineren Bord in der Wohnküche gefunden. "Deutsche Meisterschaft 2013, 1. Platz" steht dort auf einer Trophäe, "World Memory Championship 2012" auf einer anderen. Dahinter lehnt das "Guinnessbuch der Rekorde".
Mit Auszeichnungen und Rekorden hat Mallow Erfahrung. Denn der 35-Jährige ist ein erfolgreicher Gedächtniskünstler: Er kann sich die Reihenfolge von 52 Karten eines Spielkartensets in weniger als 20 Sekunden einprägen, merkt sich in fünf Minuten die Abfolge von mehr als 1000 Nullen und Einsen oder in der gleichen Zeit über 130 historische Daten. Seit gut zehn Jahren tritt er bei Meisterschaften an, wurde erst der beste Gedächtnissportler Norddeutschlands, dann der beste Deutschlands und 2012 schließlich der beste der Welt.
Bevor er ganz oben ankam, fiel er tief. Der Absturz begann im Jugendalter: Beim Laufen im Sportunterricht knickten dem damals 14-Jährigen die Beine immer wieder ein. Der Lehrer schickte ihn zum Arzt – und gab damit den Startschuss für einen Marathon von Krankenhaus zu Krankenhaus mit unzähligen Untersuchungen, bei denen die Muskulatur und ihre Leistungsfähigkeit getestet wurden. Lange Zeit tappten die Ärzte im Dunkeln; kein Medikament half. Erst als Mallow 17 Jahre alt war, stand die Diagnose fest: fazio-skapulo-humerale Muskeldystrophie, kurz FSHD – eine unheilbare Krankheit, bei der die Muskeln auf Grund eines Gendefekts nach und nach verschwinden ...
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