"Gefälliger Anblick des Äußeren"
Die »Zehn Bücher über Architektur« von Vitruv geben tiefe Einblicke in die Baukunst der Antike. Demnach strebten die Ingenieure damals vor allem danach, die richtigen Proportionen zu treffen.
in gutes Buch kann man immer wieder lesen – vor allem, wenn es sich um einen echten Klassiker handelt. So nahm ich im letzten Sommer wieder einmal das bahnbrechende Werk über die Baukunst von Marcus Vitruvius Pollio zur Hand. Der römische Architekt und Ingenieur verfasste im 1. Jahrhundert v. Chr. seine »Zehn Bücher über Architektur« (»De Architectura Libri decem«) in Form eines Berichts an Kaiser Augustus, den Gründer und ersten Herrscher des römischen Imperiums. Da dieser recht ausgiebig bauen ließ, stattete Vitruv ihn auf diese Weise mit dem »persönlichen Wissen über die Qualität sowohl von bereits errichteten Gebäuden als auch von solchen, die noch gebaut werden sollen« aus. Diese würden, so der Autor, in ihrer Qualität den »anderen großen Errungenschaften« des Herrschers in nichts nachstehen.
Die »Zehn Bücher über Architektur«, die als die ältesten noch existierenden Werke zur Baukunst gelten, wurden bis in die Renaissance und klassizistische Periode zur Hand genommen und prägten unter anderem die Arbeiten von Michelangelo oder Andrea Palladio. Ob sich auch Leonardo da Vinci von Vitruv inspirieren ließ, ist unbekannt. Bei seiner berühmten Skizze des »vitruvianischen Menschen« – dieser Name stammt nicht von ihm, sondern von Kunst-historikern – schien er jedenfalls exakt den Beschreibungen Vitruvs zu folgen (siehe Bild S. 62). Im ersten Kapitel seines dritten Buchs – »Woher die symmetrischen Verhältnisse auf die Tempel übertragen sind« – beschrieb er nämlich, dass sich der menschliche Körper geometrisch in die Formen eines Quadrats und eines Kreises einfügt: »Ferner ist natürlicherweise der Mittelpunkt des Körpers der Nabel. Liegt nämlich ein Mensch mit gespreizten Armen und Beinen auf dem Rücken und setzt man die Zirkelspitze an der Stelle des Nabels ein und schlägt einen Kreis, dann werden von dem Kreis die Fingerspitzen beider Hände und die Zehenspitzen berührt. Ebenso, wie sich am Körper ein Kreis ergibt, wird sich auch die Figur eines Quadrats an ihm finden. Wenn man nämlich von den Fußsohlen bis zum Scheitel Maß nimmt und wendet dieses Maß auf die ausgestreckten Hände an, so wird sich die gleiche Breite und Höhe ergeben, wie bei Flächen, die nach dem Winkelmaß quadratisch angelegt sind.« ...
Die »Zehn Bücher über Architektur«, die als die ältesten noch existierenden Werke zur Baukunst gelten, wurden bis in die Renaissance und klassizistische Periode zur Hand genommen und prägten unter anderem die Arbeiten von Michelangelo oder Andrea Palladio. Ob sich auch Leonardo da Vinci von Vitruv inspirieren ließ, ist unbekannt. Bei seiner berühmten Skizze des »vitruvianischen Menschen« – dieser Name stammt nicht von ihm, sondern von Kunst-historikern – schien er jedenfalls exakt den Beschreibungen Vitruvs zu folgen (siehe Bild S. 62). Im ersten Kapitel seines dritten Buchs – »Woher die symmetrischen Verhältnisse auf die Tempel übertragen sind« – beschrieb er nämlich, dass sich der menschliche Körper geometrisch in die Formen eines Quadrats und eines Kreises einfügt: »Ferner ist natürlicherweise der Mittelpunkt des Körpers der Nabel. Liegt nämlich ein Mensch mit gespreizten Armen und Beinen auf dem Rücken und setzt man die Zirkelspitze an der Stelle des Nabels ein und schlägt einen Kreis, dann werden von dem Kreis die Fingerspitzen beider Hände und die Zehenspitzen berührt. Ebenso, wie sich am Körper ein Kreis ergibt, wird sich auch die Figur eines Quadrats an ihm finden. Wenn man nämlich von den Fußsohlen bis zum Scheitel Maß nimmt und wendet dieses Maß auf die ausgestreckten Hände an, so wird sich die gleiche Breite und Höhe ergeben, wie bei Flächen, die nach dem Winkelmaß quadratisch angelegt sind.« ...
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben