Geistesblitze - Emotionen : Gefühlt wie gehört
Ob wir gerade fröhlich oder wütend sind, sieht man uns in aller Regel nicht nur an – man merkt es auch am Klang unserer Stimme. Dieser wirkt aber auch auf unsere Gefühlswelt zurück, wie ein raffiniertes Experiment nun zeigt. Ein Team um den Pariser Emotionsforscher Jean-Julien Aucouturier bat mehrere Probanden, einen Text laut vorzulesen, während sie sich selbst nur über einen Kopfhörer hörten. Der Versuchsaufbau erlaubte es den Wissenschaftlern, heimlich die Stimme mancher Teilnehmer so zu modulieren, dass sie etwas glücklicher, trauriger oder ängstlicher klang.
Diese subtile Manipulation entging der Mehrheit aller Probanden, doch sie passten ihren Gemütszustand am Ende an ihre veränderte Stimmlage an: So veranlasste die fröhliche Stimmfärbung die Testpersonen dazu, ihre Gefühlslage im Schnitt etwas positiver zu bewerten, als sie das noch vor der Leseaufgabe getan hatten. Messungen der Hautleitfähigkeit bestätigten den subjektiven Eindruck, dass die Laune gestiegen war.
Nach Meinung von Aucouturier und seinen Kollegen entkräften die Ergebnisse damit nicht nur eine gängige Theorie, der zufolge wir unsere Stimme ständig darauf prüfen, ob sie auch die richtigen Gefühle transportiert. Sie deuten im Gegenteil sogar darauf hin, dass wir unbewusst vielleicht auch unseren eigenen Gemütszustand in ähnlicher Weise beurteilen wie den von anderen Menschen – nämlich zum Beispiel, indem wir uns selbst beim Reden zuhören. (mg)
Proc. Natl. Acad. Sci. USA 10.1073/pnas.1506552113, 2016
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