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Gemeinschaft: Heilkraft des Wir

Was hilft uns, gesund zu bleiben? Sport und ausgewogene Ernährung? Sicher. Doch laut Psychologen ist ein anderer, lange vernachlässigter Faktor noch entscheidender: die Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen.
Familie an einem Sommerabend draußen am Tisch

Wer sich in den lärmenden Straßen Nanchangs aufhält, hat wohl kaum im Sinn, damit seiner Gesundheit etwas Gutes zu tun. Inmitten von Staus, Hektik und Smog trifft man in der chinesischen Millionen-Metropole in den Morgen- und Abendstunden immer wieder auf Gruppen von Frauen jeden Alters, die gemeinsam tanzen: auf Parkplätzen, am Straßenrand oder auf öffentlichen Plätzen. Es gibt in der Stadt unzählige solcher Tanzgruppen, doch die Frauen tanzen immer in der gleichen, was ein starkes Gemeinschaftsgefühl erzeugt. »Das sind meine Schwestern, meine Familie«, erklärt eine von ihnen. Die Forschung bestätigt inzwischen, was die Frauen offensichtlich immer schon wussten: Gemeinsame Aktivität wie Tanzen ist gut für die Gesundheit – egal, wo man es tut! Zum Beispiel hatten Frauen, die drei Monate lang unter Anleitung einer Trainerin mindestens fünf Tage pro Woche abends auf öffentlichen Plätzen tanzten, ein deutlich niedrigeres Risiko, an einer Depression zu erkranken, als jene in einer Kontrollgruppe. Und dieser Unterschied war nicht auf das Alter, die finanzielle Si­tuation, den Bildungsgrad, den Beziehungsstatus oder eine mögliche Arbeitslosigkeit zurückzuführen.

Ähnlich positive Effekte fanden Wissenschaftler auch bei Massenveranstaltungen, die man ganz und gar nicht als gesundheitsförderlich einstufen würde. Die »Magh Mela« etwa ist ein hinduistisches Pilgertreffen in Nordindien ....

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  • Quellen, Literatur- und Webtipps
Literaturtipps Haslam, C. et al.: The new psychology of health: Unlocking the social cure. Routledge, 2018. Die Autoren erklären leicht verständlich, wie wichtig soziale Gruppen für die Gesundheit sind. Jetten, J. et al.: Together apart: The psychology of Covid-19. Sage, 2020. Kostenfreier Download der unkorrigierten Fassung: https://bit.ly/3056x30​. Renommierte Sozialpsychologen verdeutlichen in ihrem neu erschienenen Buch die Rolle psychologischer Erkenntnisse im Umgang mit der Corona-Pandemie. Quellen Haslam, C. et al.: GROUPS 4 HEALTH reduces loneliness and social anxiety in adults with psychological distress: Findings from a randomised controlled trial. Journal of Consulting and Clinical Psychology 87, 2019 Haslam, C. et al.: »The we’s have it«: Evidence for the distinctive benefits of group engagement in enhancing cognitive health in aging. Social Science & Medicine 120, 2014 Holt-Lunstad, J. et al.: Social relationships and mortality risk: A meta-analytic review. PLOS Medicine 7, 2010 Steffens, N. K. et al.: A meta-analytic review of social identification and health in organizational contexts. Personality and Social Psychology Review 21, 2017 Haslam, S.A. et al.: Social cure, what social cure? The propensity to underestimate the importance of social factors for health. Social Science & Medicine 198, 2018 Weblink Der Psychiater Robert Waldinger erklärt in seinem viel beachteten TED-Talk »Was ist ein gutes Leben?«, wie entscheidend gute soziale Beziehungen für ein glückliches und gesundes Leben sind. Version mit deutschem Untertitel: https://bit.ly/2Zos4n0

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