Sozialverhalten: Geschichten mit Menschen sind lehrreicher
Kindern fällt es offenbar leichter, die berühmte "Moral von der Geschichte" zu begreifen, wenn in der Erzählung Menschen die Hauptrolle spielen. Das entdeckte ein Team um Patricia Ganea von der University of Toronto in Kanada. Die Wissenschaftler überreichten vier- bis sechsjährigen Vorschülern zunächst jeweils zehn Sticker, von denen sie ein paar freiwillig einem anderen Kind überlassen konnten, das leer ausgegangen war. Anschließend lasen sie den kleinen Probanden eine Geschichte übers Teilen aus einem Kinderbuch vor. Bei manchen Versuchspersonen handelte sie von menschlichen Protagonisten. Andere Kinder hörten dieselbe Erzählung mit vermenschlichten Tieren als Hauptpersonen, die Kleidung trugen und sprechen konnten. Am Schluss bekamen die Vorschüler zehn neue Sticker geschenkt, die sie erneut mit jemandem teilen konnten.
Beim zweiten Mal, so das Ergebnis, verhielten sich nur die Kinder großzügiger, die der Geschichte in der Variante mit den menschlichen Protagonisten gelauscht hatten. Diejenigen, welche die Tiergeschichte erzählt bekamen, waren in der Wiederholung sogar weniger freigiebig als zuvor, ebenso wie eine Kontrollgruppe, bei der sich die Erzählung um ein ganz anderes Thema gedreht hatte.
"Dieses Ergebnis passt zu einer wachsenden Anzahl von Studien, die zeigen, dass Kinder leichter Wissen aus Geschichten ziehen, wenn diese realistisch sind", sagt Patricia Ganea. Viele moderne Kinderbücher, -filme oder -videospiele handelten von Tiercharakteren, doch offenbar seien Kinder schlechter dazu in der Lage, soziale Lektionen aus solchen Erzählungen auf ihren Alltag zu übertragen, meinen die Forscher. Das hänge vermutlich damit zusammen, dass die Kleinen keine allzu große Ähnlichkeit zwischen sich selbst und den sprechenden Tieren sehen. Eltern und Lehrer sollten deshalb lieber zu Büchern mit Geschichten über Menschen greifen, wenn sie Kindern eine spezielle Botschaft vermitteln wollen, raten Ganea und Kollegen.
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