Geschlechter: Das Paradox der Gleichberechtigung
Nicht jede wissenschaftliche Analyse erregt so viel Aufsehen wie die von Gijsbert Stoet und David Geary. In einem in der Zeitschrift »Psychological Science« veröffentlichten Fachartikel schilderten die beiden Psychologen 2018 einen unerwarteten Befund: Sie untersuchten, in welchen Fächern Frauen und Männer zwischen 2012 und 2015 ein Studium abgeschlossen hatten. Dabei stützten sie sich auf Daten der UNESCO von fast 70 Nationen. Zusätzlich schauten sie sich an, wie es in diesen Ländern um die Gleichberechtigung der Geschlechter bestellt war. Als Anhaltspunkt dafür diente ihnen der Global Gender Gap Index (GGGI), in den Kriterien wie Einkommen, Lebenserwartung sowie der Zugang zu Bildung und politischen Ämtern eingehen.
Stoet und Geary berechneten, wie viele Absolventinnen eines Landes einen Abschluss in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften oder einem technischen Studiengang gemacht hatten. Diese so genannten MINT-Fächer gelten traditionell als Männerdomäne. Eigentlich sollte man erwarten, dass sich in einer Nation wie Algerien mit vergleichsweise patriarchalischen Strukturen Frauen eher selten für solche Karrieren entscheiden – anders als etwa in Norwegen oder Finnland, die in puncto Gleichberechtigung weltweit als Vorbild gelten. Doch das Gegenteil war der Fall ...
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