Nervensystem: Geschlechterunterschiede bei Immunzellen
Auch bei Immunzellen kommt es offenbar auf das Geschlecht an: Wie Wissenschaftler um Susanne Wolf vom Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin beobachtet haben, weisen zumindest bei Mäusen die Mikrogliazellen unterschiedliche Eigenschaften auf – je nachdem, ob sie von männlichen oder von weiblichen Tieren stammen. Mikroglia gelten als Müllabfuhr des Zentralnervensystems: Sie entfernen Abfallstoffe und Zellreste im Gehirn, bekämpfen aber auch Krankheitserreger und rufen weitere Immunzellen zum Ort des Geschehens hinzu.
Im Gehirn männlicher Mäuse fanden die Forscher mehr Mikrogliazellen, die zudem größer waren als bei weiblichen Tieren. In isolierten Zellen identifizierte die Arbeitsgruppe mehr als 1000 Gene sowie 300 bis 400 Proteine, die je nach Herkunft unterschiedlich reguliert wurden. Etliche davon, die bei der Produktion von Abwehrmolekülen eine Rolle spielen, zeigten bei männlichen Tieren eine höhere Aktivität.
Zudem maßen die Forscher bei der männlichen Mikroglia eine höhere Membranspannung, und die Zellen reagierten stärker auf das Signalmolekül ATP, das etwa bei neuronalen Schädigungen ausgeschüttet wird. Die männlichen Immunzellen schienen dem-nach rascher alarmiert zu werden, gingen jedoch auch schneller zu Grunde: Gene, die den programmierten Zelltod einleiten, waren bei ihnen aktiver, während weibliche Tiere eher auf DNA-Reparaturmechanismen setzten.
Bereits seit einigen Jahren kritisieren manche Wissenschaftler, dass Tierstudien oft nur an männlichen Versuchstieren durchgeführt werden und die Ergebnisse auf diesem Weg verzerrt werden könnten. Auf Grund ihrer Ergebnisse fordern Wolf und ihre Kollegen, dass Geschlechterunterschiede bei der Erforschung neurologischer und psychiatrischer Erkrankungen stärker berücksichtigt werden sollten.
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