Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Serie Praktische Psychologie: Gelassen, glücklich und gesund

Sind wir gestresst oder depressiv, werden wir öfter krank. Gesundheitspsychologen erforschen, wie wir positives Denken und Handeln in unseren Alltag integrieren können.
Frau freut sich und greift sich ungläubig an die Ohren

Von 1986 bis 1989 verabreichte Sheldon Cohen 276 gesunden Personen Nasentropfen mit Erkältungsviren und beobachtete sie anschließend sechs Tage lang unter Quarantäne. Die Teilnehmer hatten sich freiwillig bei der britischen Forschungsstelle für Erkältungskrankheiten gemeldet, um sich im Dienst der Wissenschaft mit einem grippalen Infekt anzustecken zu lassen. Die Gegenleistung war ein kostenloser "Kurzurlaub" im Grünen – das Institut lag idyllisch bei Salisbury im Südwesten Englands.

Cohen, damals Sozialpsychologe an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh, wollte herausfinden, ob seelische Belastung die Krankheitsabwehr schwächt. Zu diesem Zweck hatte er den Probanden zu Beginn der Studie einige Fragebogen vorgelegt. Darin sollten sie etwa über einschneidende Erlebnisse in den vorangegangenen zwölf Monaten berichten oder angeben, ob sie sich von ihrem Leben überfordert fühlen. Das Ergebnis war eindeutig: Menschen, die dauerhaft gestresst sind, haben ein erhöhtes Risiko für Infektionen!

Die Weisheit, dass Körper und Geist zusammenwirken, ist so alt wie die Medizin selbst. Doch vor Cohens wegweisender Studie hatte noch niemand einen soliden experimentellen Beleg dafür geliefert, dass Stress das Immunsystem beeinträchtigt. Die Untersuchung gilt daher als ein Meilenstein der Gesundheitspsychologie. Diese Disziplin fragt danach, ob es auch von der psychischen Verfassung, dem Verhalten und sozialen Faktoren abhängt, ob jemand krank wird – und welche Möglichkeiten der Prävention sich daraus ergeben. ...

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Seelische Not wie nie zuvor

Der dritthäufigste Grund für Krankmeldungen in Deutschland sind psychische Erkrankungen. Expertinnen und Experten beobachten diesen Trend mit Sorge. In der aktuellen Woche beleuchten wir, welche Ursachen hinter den neuen Rekordzahlen liegen könnten.

Gehirn&Geist – Aus Fehlern lernen

Missgeschicke gehören zum Leben dazu. Unser Gehirn bemerkt sie oft blitzschnell. Wie registriert unser Gehirn, wenn wir uns irren, wie reagiert es darauf und warum lernt das Gehirn nicht immer aus den Fehlern? Daneben berichten wir, aus welchen Gründen manche Kinder den Kontakt zu ihren Eltern abbrechen und wie eine Annäherung vielleicht gelingen kann. Therapien von Morbus Alzheimer konzentrierten sich auf die Bekämpfung der Amyloid-Plaques. Doch man sollte dringend die Ablagerungen des Tau-Proteins stärker in den Blick nehmen. Die Folgen des hybriden Arbeitens rücken zunehmend in den Fokus der Forschung. Es führt zu einer höheren Zufriedenheit bei den Angestellten. Allerdings gibt es auch Nachteile. Bremst das Homeoffice die Kreativität? Daneben gehen wir der Frage nach, ob Tiere empathisch sind.

Spektrum Kompakt – Reisen - Damals und heute

Seit jeher reisen Menschen und suchen dabei Erholung, Abwechslung, sich selbst oder einen neuen Wohnort. Auf dem Weg droht so manches Ungemach, das hat sich seit der Postkutschenzeit nicht verändert: Heute sind es Flugturbulenzen oder Bahnverspätungen. Manche Ursache dafür liegt weit zurück.

  • Quellen

Beyer, A., Lohaus, A.:Stressbewältigung im Jugendalter: Ein Trainingsprogramm. Hogrefe, Göttingen 2006

Botvin, G. J.: Preventing Adolescent Drug Abuse Through Life Skills Training. In: Crane, J. (Hg.): Social Programs that Really Work. Sage, New York 1998, S. 225-257

Cannon, W. B.:Bodily Changes in Pain, Hunger, Fear and Rage: An Account of Recent Researches into the Function of Emotional Excitement. Appleton, New York 1915

Chida, Y. et al.: Do Stress-Related Psychosocial Factors Contribute to Cancer Incidence and Survival? In: Nature Reviews Clinical Oncology 5, S. 466-475, 2008

Cohen, S. et al.: Psychological Stress and Susceptibility to the Common Cold. In: New England Journal of Medicine 325, S. 606-612, 1991

Cohen, S. et al.: Types of Stressors That Increase Susceptibility to the Common Cold in Healthy Adults. In: Health Psychology 17, S. 214-223, 1998

Eschenbeck, H. et al.: Gender Differences in Coping strategies in Children and Adolescents. In: Journal of Individual Differences 28, S. 18-26, 2007

Kaluza, G.: Gelassen und sicher im Stress:Das Stresskompetenz-Buch. Stress erkennen, verstehen, bewältigen. Springer, Berlin 2015

Klein-Heßling, J., Lohaus, A.:Stresspräventionstraining für Kinder im Grundschulalter. (3. Aufl.). Hogrefe, Göttingen 2012

Lazarus, R. S., Folkman, S.:Stress, Appraisal, and Coping. Springer, New York 1984

Mann-Luoma, R. et al.: Integrierte Ansätze zu Ernährung, Bewegung und Stressbewältigung. In: Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 45, S. 952-959, 2002

Marteau, T. M. et al.: Changing Human Behavior to Prevent Disease: The Importance of Targeting Automatic Processes. In: Science 337, S. 1492-1495, 2012

Rosengren, A., et al.: Association of Psychosocial Risk Factors with Risk of Acute Myocardial Infarction in 11119 Cases and 13648 Controls from 52 Countries (The INTERHEART Study): Case-Control Study. In: Lancet 364, S. 953-962, 2004

Sniehotta, F. F. et al.: Action Plans and Coping Plans for Physical Exercise: A Longitudinal Intervention Study in Cardiac Rehabilitation. In: British Journal of Health Psychology 11, S. 23-37, 2006

Spaderna, H. et al.: Physical Activity and Depression Predict Event-Free Survival in Heart Transplant Candidates. In: Health Psychology 33, S. 1328–1336, 2014

Taylor, S. E. et al.: Biobehavioral Responses to Stress in Females: Tend-and-Befriend, not Fight-or-Flight. In: Psychological Review 107, S. 411-429, 2000

Yusuf, S. et al.: Effect of Potentially Modifiable Risk Factors Associated with Myocardial infarction in 52 Countries (The INTERHEART Study): Case-­Control Study. In: The Lancet 364, S. 937-952, 2004

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.