Glücksspielsucht: Ausgeträumt
Nur noch dieses eine Spiel. Alles oder nichts. Alles – das ist Schwarz. Nichts: Rot. Der Croupier nimmt die kleine weiße Kugel in die Hand, dreht die Scheibe und schnippt die Kugel in entgegengesetzter Richtung in den Roulettekessel. Adrenalin schießt durch meinen Körper. Mein Herz pocht. Ein paar Spieler legen noch hektisch ihre Chips auf den Tisch. "Rien ne va plus! Nichts geht mehr!", ruft der Croupier. Die Kugel kreist, wird langsamer und beginnt im Kessel zu tanzen. Gleich wird sie in eines der 37 Felder fallen. Dann habe ich 2000 Euro verdoppelt. Oder verloren.
Als Zwölfjähriger habe ich begonnen, Fußball-Toto zu spielen. Am Kiosk kostete ein Schein 1,40 DM, und man konnte damit elf Spiele der ersten und zweiten Bundesliga tippen: die "1" für Heimsieg, die "0" für Unentschieden oder die "2" für Auswärtssieg. Gewonnen habe ich nie etwas, aber es war ein unschuldiges Vergnügen, die Ergebnisse am Samstagabend mit dem Schein abzugleichen. Hätte mir damals jemand gesagt, dass ich 20 Jahre später mit schweißnassen Händen vor einem Roulettetisch stehe, auf dem mein ganzes Monatsgehalt liegt, hätte ich wohl nur ungläubig den Kopf geschüttelt.
Später verlagerte ich meine Sportwetten ins Internet. Im Jahr 2000 eröffnete ich ein Konto bei einem österreichischen Online-Buchmacher. Mein Passwort, eine längere Kombination aus nicht zusammenhängenden Buchstaben und Zahlen, kann ich noch heute im Schlaf aufsagen. Meine allererste echte Sportwette platzierte ich auf einen Sieg des tschechischen Tennisspielers Bohdan Ulihrach. Der Einsatz betrug 5 DM, ich gewann 3,25DM ....
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