Archäometallurgie: Goldene Zeiten am Limes
Wo Rom herrschte, waren weder seine Kaiser noch seine Gottheiten fern: Auf den Foren der Städte wie in den Militärlagern zeigten bronzene Statuen des Herrschers und seiner Familie eindrucksvoll, wer im Reich das Sagen hatte. Zahlreiche Götterbildnisse schmückten die Tempel und Heiligtümer, manche als Kultbild errichtet, andere als Votivgaben gestiftet – zu Ehren der Gottheit und als Dank für erbetene Hilfe.
Auch die Kastelle und zivilen Siedlungen nördlich der Alpen machten da offenbar keine Ausnahme. Mehr als 4000 bronzene Fragmente legen davon ein beredtes Zeugnis ab, ausgegraben in einem Gebiet, das von der Schweiz über Deutschland bis in die Niederlande reicht (siehe Karte S. 72). Oft wenig ansehnlich, lagerten sie unbeachtet in gut 90 Museen und Archiven: die Überbleibsel kunstvoller Großbronzen. Als marodierende Germanen im 3. Jahrhundert die Nordwestprovinzen Roms heimsuchten, wurden viele Bronzen erbeutet und zerschlagen, andere von Römern selbst als Altmetall wiederverwertet. Mitunter galt es aber auch, die "damnatio memoriae" umzusetzen, die der römische Senat über einen in Ungnade gefallenen Kaiser verhängt hatte: Inschriften, die an ihn erinnerten, wurden getilgt und seine Bildnisse zerstört – ein heute noch praktiziertes Verfahren, um das Gedenken an einen verhassten Machthaber auszulöschen. Zu den römischen "Opfern" dieser Praxis zählten unter anderen Caligula, Nero oder auch Alexander Severus.
Seit 2010 untersuchen Archäologen, Restauratoren und Naturwissenschaftler "Römische Großbronzen am UNESCO-Welterbe Limes", so der Name des Projekts. Es weist weit über sein Untersuchungsgebiet hinaus, denn auch andernorts haben Großbronzen die Antike nur selten überdauert – zu wertvoll war das Metall. Das Reiterstandbild des Kaisers Marc Aurel (siehe Bild rechts) ist ein seltener Glücksfall: Es galt im Mittelalter als Abbild Konstantins des Großen, des Förderers christlicher Religion, und entging dem Einschmelzen ...
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