Hawaii: Gottkönige im Inselparadies
Kaupo liegt im Schatten des Haleakalã, einem 3055 Meter hohen Vulkan auf der Insel Maui des Hawaii-Archipels. Heute ist es ein verschlafenes Dorf, dessen Einwohner meist von der Viehhaltung leben. Um 1710 jedoch war Kaupo der Sitz des Häuptlings Kekaulike, eines Nachfahren des großen Piilani, der die Inselgruppe um 1570 erstmals vereint hatte. Als James Cook 1778 als erster Europäer dort eintraf, war sie aber längst wieder in vier rivalisierende Herrschaftsbereiche zerfallen, von denen die größten Hawaii und Maui waren.
Historikern und Ethnologen gelten diese politischen Gebilde meist als Häuptlingstümer, eine in der von Polynesiern besiedelten Inselwelt des Pazifiks meist auch zutreffende Einordnung. Meines Erachtens aber hatten sich zumindest auf den beiden großen Inseln des Hawaii-Archipels bereits archaische Staaten entwickelt, also komplexere gesellschaftliche und politische Strukturen, wie wir sie aus dem alten Ägypten oder dem Inkareich kennen. Diese beiden Beispiele zeigen auch schon, warum die genaue Kategorisierung keine akademische Haarspalterei ist: Sämtliche archaische Staaten, die wir kennen, sind lange vergangen und lassen sich nur anhand von archäologischen Befunden oder schriftlichen Überlieferungen studieren.
Auf den Inseln des Hawaii-Archipels hingegen blieben die Traditionen nach dem Eintreffen der Europäer noch gut 40 Jahre lang intakt. Daher liegen zahlreiche Texte vor, um den Prozess der frühen Staatenbildung zu verstehen ...
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