KOSMOLOGIE: Gravitationswellen nachgewiesen
Als Bruce Allen am 14. September 2015 kurz vor der Mittagspause seine E-Mails durchsah, konnte er es erst nicht fassen: Die beiden LIGO-Detektoren in den USA sollen das Signal von Gravitationswellen gemessen haben? Mit seiner Arbeitsgruppe in Hannover ist der Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik maßgeblich an der Datenanalyse aller Detektoren des weltweiten Netzwerks beteiligt. Zwei seiner Mitarbeiter, Marco Drago und Andrew Lundgren, hatten das Signal als Erste auf ihrem Bildschirm bemerkt. Als es eintraf, war es in den USA Nacht, und die Kollegen dort schliefen.
"Es war selbst mit dem bloßen Auge so deutlich in den Rohdaten zu erkennen und sah so perfekt aus, dass wir anfangs Zweifel hatten, dass es echt war", erinnert sich Allen. "Wir glaubten zunächst, jemand könnte ein Testsignal in die Detektoren eingespeist und dann vergessen haben, uns das mitzuteilen." Auf diese Weise überprüfen die Physiker nämlich regelmäßig, ob alle Instrumentenkomponenten und Datenanalysemechanismen wie gewünscht funktionieren. Doch nach eingehender Untersuchung war klar: Das Signal GW 150914 erreichte uns tatsächlich aus einer fernen Galaxie. Vor mehr als einer Milliarde Jahren waren dort zwei Schwarze Löcher ineinandergestürzt und miteinander verschmolzen.
Gravitationswellen entstehen, so sagt es die allgemeine Relativitätstheorie voraus, wenn sich Materie beschleunigt bewegt. Der Effekt ist umso stärker, je massereicher und kompakter die Objekte sind und je schneller sie sich bewegen. So versetzen etwa Supernova-Explosionen, zwei miteinander verschmelzende Neutronensterne oder eben Schwarze Löcher die Raumzeit in Schwingung. Dennoch sind auch Gravitationswellen, wie sie von solchen turbulenten Ereignissen zu erwarten sind, extrem schwach – eine Herausforderung für die Messtechnik! ...
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