Pharmakologie: Grippemedikament Tamiflu erfüllt Erwartungen nicht
Das Grippemedikament Tamiflu ist weniger wirksam als bisher angenommen. Dies erklärt die Cochrane Collaboration, ein Netzwerk von Ärzten und Wissenschaftlern, in einer Neubewertung älterer Studien. Zuvor fehlte den Medizinern der Zugriff auf diese Daten, weil der Pharmakonzern Roche, Hersteller von Tamiflu, sie nicht vollständig veröffentlicht hatte.
Laut der neuen Metaanalyse hat der Tamiflu-Wirkstoff Oseltamivir, vorbeugend eingenommen, zwar eine gewisse Schutzwirkung: Er mindert das Risiko, dass sich Grippesymptome ausprägen, um etwa drei Prozent. Auch verkürzt er die Zeit, bis die Symptome abklingen, von sieben auf sechseinhalb Tage. Jedoch senkt er nicht die Häufigkeit schwerer Komplikationen oder die Zahl der Krankenhausaufenthalte. Auch gebe es keine Hinweise darauf, dass er die Ausbreitung von Grippeviren unterbindet, wie die Autoren schreiben.
"Es fehlt jede Grundlage für die Annahme, das Medikament könne eine Pandemie verhindern", erklärt Mitautor Carl Heneghan von der University of Oxford. Genau von dieser Annahme waren mehrere europäische Regierungen ausgegangen, als sie vor einigen Jahren Grippemedikamente wie Tamiflu oder Relenza in großen Mengen einlagerten, um einer befürchteten Influenzapandemie entgegenzuwirken. Nach Ansicht der Ärzte belegen die Ergebnisse, wie wichtig die unabhängige Bewertung von Arzneimitteln ist.
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