Archäologie: Großes Theater für kleine Garnison
Es war nur eine kleine Grenzbefestigung in der römischen Provinz Rätien, doch für die Unterhaltung der Soldaten war bestens gesorgt. Das zeigt der Grundriss eines hölzernen Amphitheaters, der in Künzing an der Donau zu Tage kam, als ein Gebiet am Stadtrand vor dem geplanten Bau einer Wohn-siedlung archäologisch untersucht wurde. Es ist die erste in Deutschland entdeckte Konstruktion dieser Art. Um die 35 mal 31 Meter große Arena wa-ren Holzbänke errichtet, deren Stütz-pfosten sich als dunkle Verfärbungen im hellen Lösslehm abzeichnen. Aus dem Abstand der Stützen lässt sich errechnen, dass etwa 800 Zuschauer auf vier Rängen Platz fanden. Die Be-satzung des Auxiliarkastells umfasste allerdings nur 500 Mann. Demnach stand die Arena wohl auch den Bewoh-nern des nahen Dorfes offen. Bis etwa 120 n. Chr. war in dem Künzinger Kas-tell die 3. Thrakerkohorte stationiert, die aus dem heutigen bulgarischen oder nordgriechischen Gebiet stamm-te. Ab der Mitte des zweiten Jahrhun-derts nach Christus belegte dann die 5. Kohorte Bracaraugustanorum aus dem Nordwesten der Iberischen Halbinsel die Befestigung. Wenn schon ein so kleiner Stützpunkt wie Künzing mit ei-nem Amphitheater ausgestattet war, ist davon auszugehen, dass derartige Bauten auch bei anderen Grenzanlagen existierten und bisher nur übersehen wurden.
(Pressekonferenz am 23.10.2003)
Aus: Spektrum der Wissenschaft 12 / 2003, Seite 11
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