Biologie: Bitte einmal kräftig zubeißen!
An einem brütend heißen Sommertag stand ich im australischen Darwin neben einem etwa fünf Meter langen und mehr als 500 Kilogramm schweren ausgewachsenen männlichen Leistenkrokodil – der weltweit größten Krokodilart. Es starrte mich mit seinen unheimlichen, katzenähnlichen Augen an, während durch die Nasenlöcher immer wieder geräuschvoll Luft entwich wie Dampf bei einerLokomotive. Mir lief es mir eiskalt den Rücken herunter. Gingen meine Kollegen und ich mit unserem Forscherdrang nicht vielleicht doch etwas zu weit?
Mit Krokodilen hatte ich schon häufig gearbeitet, aber noch nie mit einem solch riesigen Exemplar. Schwitzend rückte ich näher. Dabei trug ich keinerlei Waffen zu meinem Schutz, nur eine Hand voll Elektronik am Ende einer gut einen Meter langen Plastikstange: eine Sonde zur Messung der Beißkraft des Tiers.
Als ich seitlich bis auf eine Entfernung von knapp einem halben Meter an seinen Schädel herangekommen war, öffnete das Krokodil sein Maul. Ein erregtes Fauchen und 64 enorme Zähne waren eine unmissverständliche Warnung, nicht noch näher zu kommen. Das war meine Gelegenheit – ich packte die Stange und schob die Beißkraftsonde entschlossen zwischen seine Kiefer. Augenblicklich schlugen sie mit einem dumpfen, kanonengleichen Knall auf das Gerät. Der Aufprall riss es mir fast aus den Händen. Dann war alles still.
Ich sammelte mich und versuchte, das soeben Geschehene zu verarbeiten. Das Reptil bewegte sich nicht, ich war unverletzt, und meine Ausrüstung schien intakt. Zu meiner Freude steckte das Messgerät an einer perfekten Position zwischen den hinteren Zähnen des Krokodils. »Guter Biss!«, rief ich meinem Kollegen Kent A. Vliet von der University of Florida zu. Er stand hinter mir und hielt den Verstärker für die Messwerte. »Wie war die Beißkraft?« ...
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