Geistesblitze - Schmerz: Grünes Licht für die Migränetherapie
Während einer Migräneattacke ziehen sich die Betroffenen meist ins Dunkle zurück, denn Tageslicht verschlimmert die Beschwerden vieler Patienten. Doch nicht jede Form von Helligkeit scheint diesen Effekt zu haben, wie Wissenschaftler um Rami Burstein von der Harvard Medical School nun entdeckten: Rein grünes Licht – mit einer Wellenlänge von etwa 530 Nanometern – malträtiert die Betroffenen offenbar weniger stark. Und grünes Schummerlicht kann die Qualen sogar lindern.
Die Forscher baten 41 Migränepatienten, während einer Attacke zu ihnen ins Labor zu kommen und verschiedene Tests zu absolvieren. Dabei durften die Probanden zunächst in einem schwach beleuchteten Raum warten. Anschließend wurden sie abwechselnd vor eine Maschine platziert, die blaues, grünes, gelbes und rotes Licht bestimmter Wellenlängen in verschiedenen Helligkeitsstufen aussandte. Nach jedem Durchlauf sollten die Versuchspersonen angeben, ob und wie sich ihre Beschwerden verändert hatten.
Grelles Licht, so stellte das Team um Burstein fest, verstärkte unabhängig von der Farbe die Schmerzen der meisten Teilnehmer. Bei grünem Licht fiel dieser Effekt allerdings deutlich schwächer aus als bei Rot, Gelb oder Blau. Verringerten die Wissenschaftler die Lichtintensität in einem ganz in Grün getauchten Raum, sank der Schmerz laut Angaben der Teilnehmer auf einer Skala von 0 bis 10 im Schnitt um 20 Prozent.
Dass Migränepatienten grünes Licht besser vertragen, könnte damit zusammenhängen, dass die Zapfen auf der Netzhaut und nachgeschaltete Neurone im Gehirn offenbar schwächer darauf reagieren. Das offenbarten weitere Versuche bei Menschen sowie Ratten. Bestätigt sich die Entdeckung auch bei größeren Stichproben, kann dies vielen Migränepatienten Linderung verschaffen. Noch seien die dafür nötigen speziellen Glühbirnen für das heimische Wohnzimmer allerdings zu teuer. (dz)
Brain 10.1093/brain/aww119, 2016
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