Gute Frage: Kommen Halluzinationen auch bei Gesunden vor?
Jede Wahrnehmung entsteht im Gehirn. Dort werden äußere Reize verarbeitet, dieselben Hirnareale sind aber auch in der Lage, ein inneres Abbild vergangener Eindrücke und sogar Fantasien zu erschaffen. Anders hätten weder Hieronymus Bosch seine Höllenvisionen noch George Lucas "Star Wars" kreieren können. Gesunde sind normalerweise problemlos in der Lage, die äußere Wirklichkeit von der inneren Vorstellung zu unterscheiden. Das kann ein psychotischer Patient oft nicht mehr. Menschen mit Schizophrenie beispielsweise erleben Gedanken als real und von außen gesteuert. Meist hören sie beleidigende, verletzende Stimmen, die es gar nicht gibt.
Halluzinationen entspringen den gleichen Hirnregionen, die auch bei psychisch Gesunden akustische, visuelle oder taktile Reize verarbeiten. Die Teile des Kortex, die Sprache und innere Bilder erzeugen, entfalten bei Trugwahrnehmungen eine Art Eigenleben. Nervenzellen zeigen eine gewisse Spontanaktivität, feuern also gelegentlich, obwohl sie gar nicht "an der Reihe" sind. Normalerweise blendet das Gehirn diese spontanen Wortmeldungen einfach aus. Nebensächliches ignorieren wir automatisch; so wird unser Bewusstsein nicht ständig von einer Unzahl störender Informationen überflutet. Hierfür verfügt unser Denkorgan über spezielle neuronale Kontrollsysteme. Erst wenn diese Mechanismen etwa auf Grund einer Hirnschädigung versagen oder die Hirnareale, die innere Vorstellungen erzeugen, zum Beispiel wegen Drogenkonsum überaktiv sind, dringen solche Eindrücke ins Bewusstsein, und wir sehen, hören, riechen, schmecken oder spüren etwas, was gar nicht da ist ...
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