Unerfüllter Kinderwunsch: Abschied vom Familientraum
Seit sechs Jahren sind Frau und Herr C., beide Anfang 40, ein Paar. Sie bezeichnen ihre Beziehung als »sehr harmonisch« und sind bereits drei Jahre verheiratet. Auf die Frage, wie lange das Paar schon versuche, schwanger zu werden, antwortet er: »Seit etwa einem Jahr.« Sie korrigiert: »Es sind schon fast zweieinhalb Jahre. Und die biologische Uhr tickt immer lauter!« Seitdem der Kinderwunsch dränge, habe der gemeinsame Sex an Spontaneität verloren – der Kalender dominiert das Geschehen im Bett. Von der Gynäkologin erhielten die C.s zudem Einwegspritzen zur Selbstinsemination. Über die Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin in Deutschland sowie die Altersgrenzen bei Kassenleistungen wissen die beiden allerdings wenig.
Dies ist ein typischer Fall in unserer Beratungsstelle. Von unerfülltem Kinderwunsch spricht man allgemein, wenn nach mindestens einem Jahr regelmäßig ungeschütztem Verkehr keine Schwangerschaft eintritt. Nach einem halben Jahr wird Frauen ab 35 Jahren bereits eine eingehende Diagnostik empfohlen. Neben biologischen Fruchtbarkeitsstörungen gibt es aber auch sozial bedingte ungewollte Kinderlosigkeit etwa bei lesbischen Paaren oder Frauen ohne Partner. In Deutschland ist rund jedes vierte Paar ohne Nachwuchs ungewollt kinderlos. Deren Leiden bleibt zunächst unsichtbar, denn anders als Hochschwangere fallen die Betroffenen nicht auf. Zudem ist der unerfüllte Kinderwunsch oft immer noch mit einem Tabu belegt. Um diese Lebenssituation zu bewältigen, ist jedoch ein offener Umgang mit dem Problem ratsam. Die Fruchtbarkeit einer Frau sinkt bereits ab 25 Jahren, ab 35 sogar rapide, und jenseits der 45 ist eine Geburt auf Basis eigener Eizellen nahezu unmöglich. Sehr späte Mütter erhalten ...
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