Hirschhausens Hirnschmalz: Wenn ich du wär, wär ich lieber ich
Mal angenommen, Sie werden wiedergeboren. Würden Sie – sofern Sie eine Frau sind – erneut als Frau auf die Welt kommen wollen? Oder lieber mal testen, wie es sich als Mann durchs Leben geht? Und die gleiche Frage an meine männlichen Leser: Wären Sie gerne eine Sie? Oder blieben Sie eher ein Er? Ich weiß: Es gibt noch viele andere Körper und Rollen, aber ich bleibe der Einfachheit halber mal bei den zwei geläufigsten. Ist ein Geschlecht gefragter als das andere?
Was denken Sie? Frauen sind …
- A) … die besseren Männer.
- B) … die besseren Frauen.
- C) … mehr sie selbst als Männer.
- D) … wenig an Pauschalisierungen interessiert.
Kanadische Psychologen wollten das jüngst von 200 erwachsenen Probanden wissen. Ihre Erkenntnis: Männer wie Frauen sind konservativ, wenn es um die eigene Geschlechtsidentität geht. In beiden Gruppen wollte nur ein Drittel der Befragten im nächsten Leben tauschen. Höher lag die Neugier, wenn das Angebot zeitlich begrenzt war: Für einen Tag würden immerhin zwei Drittel dem Deal zustimmen. Bei einer ganzen Woche aber sank die Quote schon wieder auf 56 Prozent. Unter den Probanden war niemand transgender, 90 Prozent bezeichneten sich als heterosexuell.
Die Forscher interessierte auch, was die Teilnehmer am Tausch reizen würde. Jene, die interessiert waren, meinten etwa: "Frauen haben mehr Power, schönere Körper und können Kinder bekommen." Oder: "Männer haben größere Freiheiten und höhere Gehälter." Eine Frau sagte: "Männer sind unkomplizierter und haben mehr Spaß im Leben!" Zwei Männer gaben an, sie würden gerne mal mit ihren Brüsten spielen. Aber mehrheitlich siegt die Zufriedenheit mit dem eigenen Geschlecht über jede Neugier – zumindest in Kanada.
Rolf Degen, ein befreundeter Psychologe und Journalist, benannte allerdings gleich den großen Haken des Gedankenspiels: Die Erfahrung im anderen Körper ist nur dann spannend, wenn man die Erinnerung an sein früheres Leben mitbringt – ob das in diesem Fall so wäre, spezifizierten die Forscher leider nicht. Aber der Gag besteht ja genau darin, dass man sich äußerlich verwandelt, während man innerlich derselbe bleibt. Das ist bereits seit über 2000 Jahren ein Quell der Komik! Die erfolgreichste Komödie der Antike war "Charleys Tante", genauer gesagt ein Vorläufer davon: "Die Weibervolksversammlung", ein Stück von Aristophanes aus dem Jahr 392 v. Chr. Darin ärgern sich die Frauen Athens über die Politik der Männer und erobern schließlich in Männerkleidern die Macht.
Als Kabarettist wäre ich persönlich lieber eine Frau – da hätte ich weniger Konkurrenz. Und aus ärztlicher Sicht? Männer leben riskanter, hauptsächlich um Frauen zu beeindrucken, haben aber langfristig wenig davon, weil sie früher sterben. Ich lebe gern und hätte daher lieber die weiblichen Hormone, die einen irgendwie besser vor sich selbst schützen. Frauen haben den feineren Geruchssinn, schmecken differenzierter und hören mehr Zwischentöne. Sind sie auch seelisch nuancierter? Zumindest sind sie gläubiger; Männer dulden kaum Götter neben sich. Aber wer macht die Hühnersuppe, wenn der Männerschnupfen zuschlägt und den Helden umhaut? Traditionell die Frau, die Hüterin von Leib und Seele. Nach Abwägen aller Argumente: Ich wäre lieber eine Frau! Dass ich keine geworden bin, ertrage ich wie ein Mann. So schlecht ist es auch nicht.
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