Schlichting!: Hohlköpfe mit stechendem Blick
Der Mona Lisa im Pariser Louvre wird nachgesagt, dass sie ihre Betrachter mit dem Blick verfolgen würde – ein leichter Silberblick macht’s möglich. Doch ist sie nicht die Einzige, der das gelingt. Der merkwürdige Verfolgungseffekt tritt auch dann auf, wenn das Bildmotiv im entscheidenden Moment direkt in die Kamera (oder in die Augen des Malers) geblickt hat. Das ungewöhnlichste Erlebnis dieser Art bescherten mir aber dreidimensionale Objekte. Als ich 1984 auf der Phänomena in Zürich, jener bis heute wohl unübertroffenen Superschau naturwissenschaftlich-technischer Phänomene und Spielereien, von einer Attraktion zur nächsten eilte, wurde mir plötzlich merkwürdig zu Mute. Einige Gipsköpfe von bekannten Persönlichkeiten, ausgestellt in einer Vitrine, sahen mir allzu penetrant hinterher, und das, obwohl ich sie allenfalls aus dem Augenwinkel heraus wahrnahm. Es schien gar, als bewegten sie sich.
Ich hielt also inne und gesellte mich zu anderen Besuchern, die das Phänomen bereits diskutierten. Dabei bemerkte ich, dass die vermeintlichen Gipsbüsten gar keine waren. Vielmehr handelte es sich um veritable Hohlköpfe, gewissermaßen nach innen gestülpte Gesichter. Solche Objekte lassen sich zum Beispiel herstellen, indem man von einem echten Gesicht einen Gipsabdruck nimmt. Einige der Umstehenden sahen bei dem Verfolgungseffekt einen holografischen Trick am Werk, allerdings ohne genauer sagen zu können, was sie damit meinten. Doch bald wurde klar, dass uns eher ein "hohlografischer" Effekt narrte. ...
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