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Verkehrswesen: Hunderttausend Kilometer Straße

Das römische Straßennetz reichte einst von Nordafrika bis auf die Briti­schen Inseln und von Spanien bis Syrien – es ist wohl das größte Bodendenkmal der Welt. In der Antike verknüpfte es Rom mit seinen Provinzen und schuf die Grundlage einer Wirtschaftsunion, wie es sie in dieser Größenordnung noch nicht gegeben hatte.
Hunderttausend Kilometer Straße

Spanisches Olivenöl in unseren Supermärkten, deutsches Bier in spanischen – unzählige Lkws befördern heutzutage unentwegt Waren aller Art auf den Straßen der Europäischen Union. Eingebettet in ein System von Land- und Wasserwegen verbinden sie noch die entlegensten Orte mit den Metropolen unserer Zeit. Dieses "Reisen ohne Grenzen" hat einen Vorläufer in der Antike: das Straßennetz des römischen Imperiums. Neben unzähligen Wegen von nur örtlicher Bedeutung umfasste es knapp 100 000 Kilometer gut ausgebauter und durch Meilensteine markierter Reichsstraßen. Theoretisch konnte ein Reisender darauf vom Hadrianswall im heutigen England bis nach Syrien oder von Südspanien nach Rumänien gelangen.

Außer den materiellen Überresten – beispielsweise Pflas­terungen und Brücken – kennen wir auch diverse schriftliche Überlieferungen, angefangen von den Inschriften auf Meilensteinen bis hin zu Wegbeschreibungen (Itinerare). Ein einzigartiges Zeugnis ist die "Tabula Peutingeriana". Es handelt sich um die mittelalterliche Kopie (12. oder 13. Jahrhundert) einer wohl aus der mittleren bis späten Kaiserzeit stammenden Zeichnung des Straßennetzes, versehen mit Informationen zur Topografie sowie Distanzangaben.

Welche große Leistung der römische Straßenbau darstellte, war schon den Zeitgenossen bewusst. So betonte der griechische Geograf Strabon (63 v. Chr.- 23 n. Chr.), dass die Römer im Gegensatz zu den Griechen nicht nur auf die Schönheit ihrer Städte achteten, sondern auch Sorge trugen für die Pflasterung der Straßen, die Wasserzufuhr und die Ableitung von Schmutzwasser. Der römische Dichter Publius Papinius Statius widmete 95 n. Chr. der neuen Via Domitiana sogar ein Gedicht, das als Lob auf den Auftraggeber, Kaiser Domitian, gedacht war. Demnach sei die Fahrt mit dem Reisewagen zuvor sehr mühselig gewesen: Die Räder sanken ein, das Fahrzeug schwankte so stark, dass man sich wie auf einer Seereise fühlte. All das sei nun Vergangenheit, und die Tour dauere nun statt einem Tag nur etwa zwei Stunden.

Haben Straßenplaner heute meist eine bessere Verkehrsführung oder die Erweiterung von Transportkapazitäten im Blick, standen damals vor allem politisch-strategische Interessen im Vordergrund. "Alle Wege führten nach Rom" – auch wenn dieser Spruch die verkürzte Äußerung eines mittelalterlichen Gelehrten ist, der sich obendrein auf das kirchliche Zentrum der Christenheit bezog, illustriert sie doch recht gut, welche Absicht die Stadt am Tiber einst mit dem Straßenbau verband. Wo immer Roms Truppen neues Gebiet eroberten, machten sich seine Pioniere daran, es durch einen gut ausgebauten Weg mit dem Reich zu verbinden. Es galt, auch die entlegenste Provinz zu erschließen und von der Hauptstadt aus kontrollieren zu können. Drohten Unruhen, bedrängten gar "Barbaren" die Grenzen, waren Truppen dank der befestigten Wege rasch zur Stelle.

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