Sonnensystem: Hydrothermale Quellen auf Saturnmond
Eine neue Studie befeuert die Spekulationen um mögliches Leben auf dem Saturnmond Enceladus. Unter dessen kilometerdickem Eispanzer vermuten Wissenschaftler seit Langem einen Ozean, den geologische Prozesse im Inneren der 500 Kilometer großen Welt flüssig halten. In ihm könnten nach Einschätzung von Astrobiologen Mikroorganismen gedeihen. Statt von Sonnenlicht würden sie von hydrothermalen Quellen mit Energie versorgt – auf der Erde gibt es vergleichbare Habitate in der stockfinsteren Tiefsee.
Ein US-Forscherteam um Hunter Waite vom Southwest Research Institute in Texas präsentiert nun ein neues Indiz für diese Theorie. Die Raumsonde Cassini hat bei einem Vorbeiflug im Oktober 2015 Wasserstoffmoleküle aufgefangen, die von den schon länger bekannten Geysiren an Enceladus‘ Südpol ins All gepustet wurden. Vermutlich entstand das Gas tief im Inneren des Mondes bei der Vermischung von flüssigem Wasser mit eisenhaltigem Gestein und ist über hydrothermale Schlote in den unterirdischen Ozean gelangt, spekulieren die Forscher.
Einige der ältesten bekannten Einzeller auf der Erde nutzten Wasserstoffgas für ihren Stoffwechsel. Diese Chemolithotrophen setzen H2 zusammen mit Kohlendioxid zu Methan um, Experten sprechen von Methanogenese. Da Cassini bei früheren Vorbeiflügen über den Geysiren sowohl Methan als auch CO₂ nachgewiesen hatte, sind in Enceladus‘ mutmaßlichem Ozean aus Sicht von Waites Team nun alle Indizien für primitives Leben gegeben.
Das Team konnte sogar ein Modell für die Prozesse im Inneren des Mondes entwerfen, das die von Cassini beobachteten Häufigkeiten der Gase einigermaßen gut wiedergibt. Allerdings sind Waite und Kollegen davon ausgegangen, dass die im All beobachteten Häufigkeiten der Gase denen im unterirdischen Ozean gleichen, was nicht zwangsläufig der Fall sein muss. Auch ist offen, ob große Mengen Wasserstoff in den Gewässern des Mondes wirklich ein Indiz für Leben wären – oder eher für dessen Fehlen. Auf der Erde jedenfalls beobachten Meeresbiologen, dass methanogene Mikroorganismen das Gas rasch vertilgen, sobald dieses ins Meerwasser gelangt.
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