Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Hirnforschung: Ich sehe was, was ich nicht seh’

Mittels »Continuous Flash Suppression« kann man die Wahrnehmung eines Auges gezielt unterdrücken, während das andere wie gewohnt sieht. So lässt sich die unbewusste Reizverarbeitung des Gehirns ergründen.
Auge in Nahaufnahme

Angenommen, Sie könnten einen Gegenstand in Ihrer Umgebung – sagen wir die Tasse vor Ihnen auf dem Tisch – plötzlich nicht mehr bewusst wahrnehmen. Wie würde sich das auswirken? Wahrscheinlich hätten Sie große Probleme, nach ihr zu greifen. Dass dies aber nicht unbedingt so sein muss, bewies eine Frau, die als »Patientin D. F.« in die wissenschaftliche Literatur einging. Auf Grund einer Hirnverletzung war sie nicht mehr in der Lage, Objekte und deren Form bewusst zu erkennen. Dennoch gelang es ihr, eine Postkarte in einen Briefkastenschlitz zu stecken, obwohl sie auf Nachfrage dessen räumliche Orientierung nicht angeben konnte. D. F. sah zwar den Kasten, aber die Information, ob der Schlitz beispielsweise horizontal, vertikal oder diagonal ausgerichtet war, drang nicht in ihr Bewusstsein. Als sie die Karte hindurchschieben sollte, führte eine Art Autopilot in ihrem Kopf die Handlung selbstständig aus.

Ist Bewusstsein demnach nur ein Epiphänomen, also eine Begleiterscheinung ohne kausale Bedeutung für unser Handeln? …

Linktipps:

Die Real-Life-CFS in einem Video vorgestellt.

Weitere Informationen und Online-Demos zur interokularen Suppression.

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Licht - Wie es unser Denken beflügelt

Wenn die dunkle Jahreszeit beginnt, machen wir es uns gern mit Lichterketten und Kerzen gemütlich. Dabei hellt Licht nicht nur die Stimmung auf: Dank seines Einflusses auf die Hirnfunktion kann das Denken profitieren. Daneben berichten wir, wie Einzelkinder wirklich sind, oder wie Blase und Gehirn beim Urinieren zusammenarbeiten und was es mit dem Harndrang auf sich hat. Unser Artikel über Sigmund Freund widmet sich der unrühmlichen Geschichte der Psychologie und Psychotherapie unterm Hakenkreuz. Im Interview gibt die Psychologin Gilda Giebel Einblicke in den Alltag in der Sicherungsverwahrung. Sie behandelte dort als systemische Therapeutin die brutalsten Männer Deutschlands.

Spektrum - Die Woche – Putzig, aber unerwünscht

Waschbären haben sich in Europa rasant verbreitet – die einen finden sie niedlich, andere sind nur noch genervt, weil die Tiere den Müll plündern oder in den Dachboden einziehen. Dazu kommen Risiken für Gesundheit und Natur. Wie stark schaden sie der heimischen Tierwelt und uns Menschen?

Spektrum der Wissenschaft – Vögel - Gefiederte Vielfalt

Die kognitiven Fähigkeiten von Vögeln erstaunen selbst Fachleute immer wieder. Wie schaffen es Vögel, trotz ihres winzigen Gehirns, Werkzeuge zu benutzen oder sich im Spiegel zu erkennen? Wie kam es zum Gesang der Vögel und was verbirgt sich dahinter? Wie kommt es zu den vielfältigen Farben und Mustern des Federkleids? Studien zur Embryonalentwicklung zeigen, auf welchen theoretischen Grundlagen die Farb- und Formenfülle im Tierreich beruhen. Und die Vorfahren der Vögel, die Dinosaurier, erwiesen sich als fürsorgliche Eltern.

  • Quellen

Hesselmann, G. (Hg.): Transitions between consciousness and unconsciousness. Routledge, 2019

Korisky, U. et al.: »Real-life« continuous flash suppression (CFS)-CFS with real-world objects using augmented reality goggles. Behavior Research Methods 51, 2019

Schmack, K. et al.: Predicting subjective affective salience from cortical responses to invisible object stimuli. Cerebral Cortex 26, 2016

Sterzer, P. et al.: Neural processing of visual information under interocular suppression: A critical review. Frontiers in Psychology 5, 2014

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.