Sekten: Im Bann des Systems
Vor gut einem halben Jahrhundert immigrierte eine Gruppe von 350 Deutschen – Männern, Frauen und Kinder – nach Chile und siedelte sich etwa 500 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago an. Die Gemeinschaft unterstand dem Jugendpfleger und evangelischen Laienprediger Paul Schäfer aus Troisdorf bei Köln. Er hatte bereits in den frühen 1950er Jahren Anhänger seiner freikirchlichen Bewegung um sich geschart, darunter viele Heimatvertriebene aus ehemaligen deutschen Ostgebieten. 1956 bezog die Sekte mit dem unscheinbaren Namen "Private Soziale Mission" ein Haus zur gemeinsamen Arbeit und zum Gebet.
Schäfer nahm vor allem Kinder aus sozial schwachen Familien auf, denen er angeblich den Weg zu Gott weisen wollte. In die "Mission" aufgenommen wurde allerdings nur, wer sich ihr voll und ganz weihte und alle Kontakte zu Nichtmitgliedern aufgab. Kinder und Jugendliche trennten sich auf Schäfers Drängen von ihren Verwandten, Eltern durften ihre Sprösslinge nur unter strengen Auflagen besuchen; ihr Nachwuchs, erklärte man ihnen, sei auch ohne sie glücklich. In manchen Fällen gelang es Schäfer sogar, Frauen von ihren Männern zu trennen, indem er diese als Betrüger darstellte.
Die familiären Spaltungen gingen mit räumlicher Abkapselung einher ...
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