Im Bild: Schwermetall spiegelt historische Ereignisse
Anhand von Eisbohrkernen aus Grönland und der russischen Arktis können Fachleute aufs Jahr genau die Menge an Blei in der Atmosphäre ablesen, die aus Europa, Asien und Nordamerika in den Norden wehte. Dabei finden die Bleikonzentrationen Entsprechungen zu Ereignissen in der Geschichte, etwa zur Expansion der Phönizier im Mittelmeerraum um 1000 v. Chr. oder zum Aufstieg des Römischen Reichs. Ebenso haben grassierende Seuchen und die industrielle Revolution Spuren im Eisarchiv hinterlassen. Vom Altertum bis ins 19. Jahrhundert stammte das Schwermetall hauptsächlich aus der Verhüttung von silberhaltigem Blei. Wenn etwa die Römer das Edelmetall aus dem Bleierz gewannen, gelangte bei dem Schmelzvorgang das Blei »als Abfallprodukt in die Atmosphäre«, erklärt der Glaziologe und Atmosphärenchemiker Joe McConnell vom Desert Research Institute in Nevada.
Die Verbrennung von Kohle und bleihaltigem Benzin sowie die Herstellung bleihaltiger Farben von den 1940er bis 1970er Jahren führten zu so hohen Bleikonzentrationen in der Luft wie nie zuvor in der Geschichte. Erst gesetzliche Maßnahmen wie der US-amerikanische Clean Air Act aus dem Jahr 1970 oder das Benzinbleigesetz von 1972 in Deutschland reduzierten die Emissionen. Die Covid-19-Pandemie hat dagegen vermutlich keine großen Spuren im Eis hinterlassen. Die Lockdowns waren vergleichsweise kurz, zudem arbeiten die Industrien vieler Volkswirtschaften heutzutage weitgehend bleifrei.
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