Im Rückblick
1950
Krebsgefahr durch Thorotrast
Die Mitteilungen über Spätschäden nach diagnostischer Anwendung des Thorotrastes mehren sich in der letzten Zeit. Von besonderem Interesse für die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Strahlenwirkung und Gewebsschädigung oder Geschwulstbildung ist der Nachweis der radioaktiven Substanzen des Thorotrastes bei derartigen Fällen im Gewebe. … Der Nachweis … wurde durch Bahnspurdarstellung der a-Teilchen in der Photoemulsion mittels Kontaktaufnahmen der Gewebsschnitte erbracht. Die größte Aktivität fand sich in der Milz, in der zahlreiche Zerfallssterne zur Darstellung kamen. Die Depotbildung, wie sie in dieser Sternform zum Ausdruck kommt, hat eine vermehrte Strahlenwirkung auf das umgebende Gewebe zur Folge. (Die Naturwissenschaften, 37. Jg., Heft 12, Juni 1950, S. 285)
Zerstörungskraft von Wasserstoffbomben
Nachdem Präsident Truman am 31. Januar 1950 die Anregung zur Entwicklung von Wasserstoffbomben gab, haben die Diskussionen über diese neue Waffe in der ganzen Welt ungewöhnliche Ausmaße angenommen. ... Es bilden sich bei der Explosion riesige Wolken mit radioaktiven Stoffen, die vom Winde auch in andere Gegenden verweht werden und dort bei der ungeschützten Bevölkerung viele Todesopfer fordern. Diese Gefahren werden von erstrangigen Fachleuten sehr ernst genommen. So schrieb z. B. Albert Einstein am 12. Februar 1950: "Wenn die Wasserstoffbombe entwickelt wird, liegt die Vernichtung jeglichen Lebens auf der Erde durch eine radioaktive Vergiftung der Atmosphäre im Bereich der technischen Möglichkeiten." (Kosmos, 46. Jg., 1950, Heft 6, S. 274–275)
Landvermessung mit Flugzeug-Radaranlagen angestrebt
Mit Hilfe von Flugzeug-Radaranlagen können Landkarten rascher und billiger hergestellt werden als je zuvor, wie Richard C. Raymond vom State College Pennsylvania auf der Amerikanischen Konferenz für Hochfrequenztechnik in Chikago berichtete. Man wird damit in der Lage sein, Karten vieler bisher karthographisch nicht erfaßter Gebiete mit einem mäßigen Geldaufwand anzufertigen. Ein im Flugzeug eingebautes RADAR-Gerät kann pro Sekunde mehrere tausend Punkte am Boden aufnehmen und die ermittelten Daten für jeden Bodenpunkt in Meßwerte umwandeln, wie man sie durch die übliche Landvermessung erhält. (Umschau, 50. Jg., Heft 11, 1950, S. 353)
1900
Sonnenfinsterniß vom 28. Mai kürzer als berechnet
Die Nothwendigkeit einer Correctur der Mondtafeln ergiebt sich aus der allgemeinen Feststellung, daß die Totalität einige Secunden kürzer war als berechnet. Die amerikanischen Beobachter schätzen den Unterschied auf drei Secunden, während Herr Christie … in Ovar, Portugal, … eine Differenz von acht Secunden gefunden hat. Verschiedene Beobachtungen deuten darauf hin, daß die Abweichung darin begründet ist, daß der Monddurchmesser zu groß angenommen wurde. (Naturwissenschaftliche Rundschau, XV. Jg., Nr. 25, 1900, S. 323)
Thürklinkenwecker gegen Überfälle
Der handliche, leicht in der Tasche mitzuführende Apparat wird mittels Klammer und Schraube im Inneren des Zimmers an der Thürklinke befestigt und gibt eine Anzahl vernehmlicher Glockenschläge, sobald von außen, wenn auch nur leise, auf die Klinke gedrückt wird. ... Die innere Einrichtung des Apparats gleicht dem Läutewerk einer Weckuhr und wird in bekannter Weise durch Aufziehen functionsfähig gemacht. Soll der Wecker beim Abnehmen von der Thür nicht läuten, oder will man ihn tagsüber nicht von der Thür entfernen, so verschiebt man einen kleinen, auf der Rückseite sichtbaren Stift von rechts nach links oder umgekehrt in seinem Schlitz. (Illustrirte Zeitung, Bd. 114, Nr. 2972, 14. Juni 1900, S. 884)
Mumien in Papyrushüllen
Die bekannten englischen Forscher Grenfell und Hunt, die sich schon durch ihre kürzlich herausgegebene Sammlung der Oxyrhynchus-Papyri ein grosses Verdienst erworben haben, veröffentlichen soeben den ersten ausführlichen Bericht über ihre neuesten Ausgrabun-gen in Fayum … Die bemerkenswerteste Entdeckung ist die Auffindung eines grossen Kirchhofes mit ptolemäischen Mumien in Papyrushüllen, einer Art Kartonnage, die aus gebrauchten, beschriebenen Papyri hergestellt wurde. Der Fund ist für die ptolemäisch-griechische Epoche von grösserer Bedeutung als der Oxyrhynchusfund für die römische und byzantinische. Die Zahl der bisher vorhandenen ptolemäischen Papyri in griechischer Schrift wird durch den neuesten Fund nahe-
zu verdoppelt. (Die Umschau, IV. Jg., Nr. 23, 2. Juni 1900, S. 457)
Aus: Spektrum der Wissenschaft 6 / 2000, Seite 96
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