Impfskepsis: Gefährliche Selbsttäuschung
Dieselbe Substanz hält der eine für segensreich, der andere für gefährlich. Diese unterschiedliche Bewertung beruht häufig nicht auf rationalen Argumenten, sondern auf Denkmechanismen, welche die Wahrnehmung trüben. Auch die Weigerung vieler Eltern, ihre Kinder impfen zu lassen, entspringt kognitiven Verzerrungen. Werden diese nicht als solche erkannt, gefährdet das den Kampf gegen die Desinformation beim Thema Impfung.
Zu einem Impfstoff haben wir als Patienten ein anderes psychologisches Verhältnis als zu sonstigen Arzneimitteln. Das liegt an besonderen emotionalen Faktoren: Impfungen sind rein präventiv. Sie werden an gesunden Menschen vorgenommen, die bereit sind, ein gewisses Risiko einzugehen, um sich vor gefährlichen Krankheiten zu schützen.
Wer sich entscheiden muss, sich selbst oder seine Kinder impfen zu lassen, steht vor einem moralischen Dilemma: Da wir es als schlimmer empfinden, jemandem durch aktives Handeln statt durch passives Nichtstun zu schaden, wählen wir unter Umständen das "kleinere Übel" und lehnen die Impfung ab. Denn nichts zu unternehmen, fällt leichter, als zu handeln – obwohl Letzteres in diesem Fall eindeutig weniger riskant ist. Unser Verstand verleitet uns zu irrationalem Verhalten, weil wir uns für die geringste Verantwortung und die wenigsten potenziellen Gewissensbisse entscheiden, anstatt uns am größtmöglichen Gewinn oder kleinstmöglichen Verlust zu orientieren.
Hinzu kommt ein gewisser Ekel, den wir Impfstoffen gegenüber verspüren, da sie aus Krankheitserregern gewonnen werden ...
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