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Impfskepsis: Gefährliche Selbsttäuschung

Manche Eltern entscheiden sich dagegen, ihre Kinder impfen zu lassen - obwohl der Schutz vor gefährlichen Infektionen das Risiko von Impfschäden weit überwiegt. Was steckt hinter dieser irrationalen Angst?
Ein Säugling mit Windpocken

Dieselbe Substanz hält der eine für segensreich, der andere für gefährlich. Diese unterschiedliche ­Bewertung beruht häufig nicht auf ­rationalen Argumenten, sondern auf Denkmechanismen, welche die Wahrnehmung trüben. Auch die Weigerung vieler Eltern, ihre Kinder impfen zu lassen, entspringt kognitiven Verzerrungen. Werden diese nicht als solche erkannt, gefährdet das den Kampf gegen die Desinformation beim Thema Impfung.

Zu einem Impfstoff haben wir als Patienten ein anderes psychologisches Verhältnis als zu sonstigen Arzneimitteln. Das liegt an besonderen emotionalen Faktoren: Impfungen sind rein präventiv. Sie werden an gesunden Menschen vorgenommen, die bereit sind, ein gewisses Risiko einzugehen, um sich vor gefährlichen Krankheiten zu schützen.

Wer sich entscheiden muss, sich selbst oder seine Kinder impfen zu lassen, steht vor einem moralischen Dilemma: Da wir es als schlimmer empfinden, jemandem durch aktives Handeln statt durch passives Nichtstun zu schaden, wählen wir unter Umständen das "kleinere Übel" und lehnen die Impfung ab. Denn nichts zu unternehmen, fällt leichter, als zu handeln – obwohl Letzteres in diesem Fall eindeutig weniger riskant ist. Unser Verstand verleitet uns zu irrationalem Verhalten, weil wir uns für die geringste Verantwortung und die wenigsten potenziellen Gewissensbisse entscheiden, anstatt uns am größtmöglichen Gewinn oder kleinstmöglichen Verlust zu orientieren.

Hinzu kommt ein gewisser Ekel, den wir Impfstoffen gegenüber verspüren, da sie aus Krankheitserregern gewonnen werden ...

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  • Quellen und Literaturtipp

Literaturtipp

Biss, E.: Immun. Über das Impfen - von Zweifel, Angst und Verantwortung. Hanser, München 2016
Die US-Schriftstellerin Eula Biss, selbst junge Mutter, geht dem Phänomen der Impfparanoia auf den Grund.


Quellen

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Kruger, J., Dunning, D.: Unskilled and Unaware of It: How Difficulties in Recognizing One's Own Incompetence Lead to Inflated Self-Assessments. In: Journal of Personality and Social Psychology 77, S. 1121-1134, 1999

Milton, H., Mercier, H.: Cognitive Obstacles to Pro-Vaccination Beliefs. In: Trends in Cognitive Sciences 19, S. 633-636, 2015

Mullis, K.: Dancing Naked in the Mind Field. Vintage, New York 1998

Nyhan, B., Reifler, J.: Does Correcting Myths about the Flu Vaccine Work? An Experimental Evaluation of the Effects of Corrective Information. In: Vaccine 33, S. 459-464, 2015

Nyhan, B. et al.: Effective Messages in Vaccine Promotion: A Randomized Trial. In: Pediatrics 133, S. e835-e842, 2014

Rieck, T.: A: Aktuelles aus der KV-Impfsurveillance - Impfquoten der Rotavirus-, Masern-, HPV- und Influenza-Impfung in Deutschland. In: Epidemiologisches Bulletin 2017/1, S. 1-12

Della Sala, S., Dewar, M.: Mai fidarsi della mente. n+1 esperimenti per capire come ci inganna e perché. Economica Laterza, Rom 2011

Wakefield, A. J. et al.: Retracted: Ileal-Lymphoid-Nodular Hyperplasia, Non-Specific Colitis, and Pervasive Developmental Disorder in Children. In: Lancet 351, S. 637-641, 1998

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