Sprachgeschichte: Die Wiege des Indoeuropäischen
Die Wanderbewegungen vorgeschichtlicher Bevölkerungen lassen sich nicht anhand von hinterlassenen Artefakten allein rekonstruieren. Denn Tonscherben sind eben nicht Menschen, wie die Forscher gern betonen. Um solche Wanderungen dennoch aufzuklären, arbeiten Archäologen und Populationsgenetiker heutzutage zusammen. In zwei umfangreichen Studien haben nun zwei große internationale Forscherteams menschliches Erbgut von zahlreichen mehrere tausend Jahre alten archäologischen Fundstätten Europas und Asiens verglichen. Insgesamt analysierten sie DNA-Proben von 170 Individuen. Die Ergebnisse beider Ansätze weisen in die gleiche Richtung und könnten damit die langjährigen Dispute um die Herkunft der indoeuropäischen Sprachen beilegen.
Mindestens seit Anbeginn der Geschichtsschreibung werden quer durch Europa und in Zentral- und Südasien indoeuropäische Sprachen gesprochen. Zu dieser umfangreichen Sprachfamilie zählen unter anderem die italischen, germanischen, slavischen, hindischen und tocharischen Sprachen. Doch von woher kam Indoeuropäisch ursprünglich? Und wann hat es sich so weit ausgebreitet? Hierzu konkurrieren an vorderster Front zwei Vorstellungen.
Der Anatolien-Hypothese zufolge kam Protoindoeuropäisch mit der sich ausbreitenden Landwirtschaft vor rund 9000 Jahren von Kleinasien her, wo bis in die frühe historische Zeit noch anatolische – indoeuropäische – Sprachen wie das Hethitische existierten. Die neue Lebensform, die sich bald in vielen Regionen Europas etablierte, leitete die Jungsteinzeit ein – das Neolithikum. Manche archäologischen und genetischen Befunde würden durchaus für diese Hypothese sprechen, ebenso eine neuere geografische Sprachstammbaumanalyse. ...
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