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Astronomie: Ins Herz der Finsternis

Lange waren Schwarze Löcher etwas, was man nur mit Formeln begreifbar machen konnte. Nun haben Astrophysiker eines der Masse­monster mit Teleskopen abgelichtet. Ein Bild für die Geschichtsbücher – und der vorläufige Höhepunkt einer langen Reise.
Das erste Bild eines schwarzen Lochs

Am Ende ist das Wetter so gnädig wie seit Jahren nicht mehr. Überall ist die Sicht klar: in der marshaften Einöde der chilenischen Anden, auf dem Gipfel eines erloschenen mexikanischen Vulkans, an einem überwachsenen Bergkamm in Arizona, in der spanischen Sierra Nevada, auf dem Mauna Kea in Hawaii und am Südpol. Erst zögern die Wissenschaftler noch, dann gibt einer von ihnen das Startsignal – und an jedem der Standorte schwenken haushohe Teleskopschüsseln in Position.

Eines ihrer Ziele an diesem Apriltag des Jahres 2017: ein aberwitzig kleiner Fleck im Sternbild Schütze. Astronomen vermuten dort, im 26 000 Lichtjahre entfernten Mittelpunkt unserer Galaxie, seit Langem ein Schwarzes Loch namens Sagittarius A*. Schätzungen zufolge ist es 4,3 Millionen Mal so schwer wie unsere Sonne. Es ist der Ort, um den sich die spiralförmigen Arme der Milchstraße drehen. Zugleich ist es ein Symbol für die Grenze des Wissens unserer Zivilisa­tion: Noch nie haben Menschen ein Schwarzes Loch gesehen. Bisher konnten sie immer nur indirekt auf die Existenz der bizarren Objekte schließen.

Über Stunden behalten die rund um den Globus verteilten Parabolantennen die Region im Blick. Immer wieder spähen sie auch ins Zentrum einer anderen Galaxie namens M87, die im Sternbild Jungfrau am Nachthimmel steht und n deren Herzen sich ein noch viel gewaltigeres Schwarzes Loch versteckt halten soll.

Fünf Tage dauert die Beobachtung durch den Teleskopverbund, den die Wissenschaftler Event Horizon Telescope (EHT) getauft haben. 3300 Terabyte an Daten zeichnen die acht Observatorien in dieser Zeit auf – viel zu viel, um sie per Internet zu übertragen. Also packen die Forscher rund 1000 Festplatten in gepolsterte Boxen und lassen sie nach Boston und Bonn fliegen, zur Auswertung.

Zwei Jahre später, am 10. April 2019, gibt es endlich ein Ergebnis: Auf nicht weniger als sechs Pressekonferenzen hat das internationale Team aus gut 200 Wissenschaftlern eine Aufnahme des EHT präsentiert. Es zeigt nur einen verwaschenen roten Ring vor dunklem Hintergrund. Aber die Forscher sind sich sicher: Hier ist das Schwarze Loch im Zentrum der fernen Galaxie M87 zu sehen – oder besser gesagt seine Umrisse …

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  • Quellen

Doeleman, S. et al.: Event-horizon-scale structure in the supermassive black hole candidate at the Galactic Center. Nature 10.1038/nature07245, 2008

Falcke, H. et al.: Viewing the shadow of the black hole at the galactic center. The Astrophysical Journal 528, 2000

Krichbaum, T. P. et al.: VLBI observations of the galactic center source Sgr A* at 86 GHz and 215 GHz. Astronomy & Astrophysics 335, 1998

The Event Horizon Telescope Collaboration: First M87 Event Horizon Telescope Results. The Astrophysical Journal Letters 875, 2019

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