Kognition: Die Wurzeln der Intelligenz
Es war eine außergewöhnliche Leistung, die Wenzel Grüß an diesem Oktobertag des Jahres 2018 vor den Augen von Millionen von Fernsehzuschauern zeigte: Mehr als 50-mal köpfte der Schüler aus der Kleinstadt Lastrup im Oldenburger Münsterland einen Fußball in die Luft, ohne ihn fallen zu lassen oder aufzufangen. Dass die Besucher der russischen TV-Show "Amazing People" ihm danach so begeistert Applaus zollten, lag aber nur am Rande an Wenzels sportlichem Geschick. Er hatte nämlich während des Ballspiels so ganz nebenbei auch noch die fünfte Potenz der Zahl 67 berechnet – ein zehnstelliges Ergebnis, in nur 60 Sekunden.
Der heute 17-Jährige verfügt über ein ungewöhnliches Rechentalent: Er multipliziert, dividiert, zieht in Sekundenschnelle Wurzeln aus zwölfstelligen Zahlen, und das ohne Stift, Papier oder sonstige Hilfsmittel. Bei der letzten Kopfrechen-Weltmeisterschaft schaffte es Wenzel so auf den dritten Platz. Besonders komplexe Aufgaben könnten ihn auch schon einmal 50 oder 60 Minuten beschäftigen, sagt er, etwa wenn er eine 20-stellige Zahl in ihre Primfaktoren zerlege. Was ihm dabei helfe? "Das Kurzzeitgedächtnis ist wohl das Wichtigste."
Wenzels Gehirn hat dem Denkorgan normal begabter Zeitgenossen augenscheinlich etwas voraus, zumindest beim Umgang mit Zahlen. Doch warum sind manche Menschen geistig leistungsfähiger als andere? ...
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