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Terror: "Diese Frauen brauchen kein Mitleid, sondern Respekt"

Der Psychotherapeut Jan Ilhan Kizilhan behandelt Frauen und Kinder, die in den Fängen des "Islamischen Staats" waren. Ein ­Gespräch über Täter, Opfer und die Abgründe der menschlichen Psyche.
Jan Ilhan Kizilhan ist Professor an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg und Experte für transkulturelle Psychiatrie und Traumatologie. Er ist der medizinisch-psychologische Leiter eines Projekts der Landes­regierung Baden-Württemberg, bei dem mehr als 1100 jesidische Frauen und Kinder eine Traumatherapie in Deutschland erhalten.

Herr Professor Kizilhan, Sie leiten ein Projekt, das mehr als 1000 schwer traumatisierte Frauen und Kinder, die in der Gefangenschaft des IS waren, für eine Traumatherapie nach Deutschland geholt hat. Dafür sind Sie viele Male in den Irak gereist und haben dort mit Überlebenden, aber auch mit Tätern gesprochen. Was fragen Sie einen IS-Kämpfer, wenn er vor Ihnen sitzt?

Mich interessiert in erster Linie, was für eine Person das ist, und nicht sein Verbrechen. Ich möchte mein Gegenüber – ganz gleich ob Täter oder Opfer – zunächst kennen lernen. Wie geht es diesem Menschen? Was hat er für Ansichten? Letztlich suche ich aber nach Erklärungen, warum er derart grausam sein konnte. Wir müssen die Motive der Täter verstehen, um das Morden langfristig zu beenden.

Wie gehen Sie bei Ihren Gesprächen vor?

Ich fange bei der frühesten Kindheit an. Ich vertrete ­sogar die Ansicht, dass man auch transgenerationale Aspekte berücksichtigen sollte, vor allem bei Menschen aus dem Nahen und Mittleren Osten, denn dort spielen Stämme und Hierarchien noch eine große Rolle. Mich interessiert etwa, welcher religiösen Gruppe mein Gesprächspartner angehört oder ob er früher selbst Gewalt oder Demütigung erfahren hat ...

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